autonox Robotics GmbH
„Niemand hat an die Roboter-Mechanik gedacht.
Oder sich getraut … “
Von Fleischverpackung und Schweißperlen – die rasante Erfolgsgeschichte eines Tüftlers.
Eigentlich wollte Hartmut Ilch nur ein bisschen Hightech in ein Unternehmen einbringen. Sein Wissen weitergeben, denn in der Automatisierungstechnik ist er fit. Ein eigenes Produkt will er keines haben. 21 Jahre später blickt er auf sein eigenes Unternehmen mit dem größten Portfolio steuerungsunabhängiger Robotermechaniken weltweit. Er hat es doch getan: das eigene Produkt. Und begeistert damit unzählige Kunden aus aller Herren Länder. Übrigens nicht nur diese. Auch seinen ehemaligen Firmenkundenberater der Volksbank eG – Die Gestalterbank, Klaus Deutscher, beeindruckt der Mittelständler nachhaltig. So kommt es, dass wir uns heute mit den beiden zum Interview treffen: Hartmut Ilch, geschäftsführender Gesellschafter und Klaus Deutscher, neuer CFO der autonox Robotics GmbH.
Willstätt, eine Gemeinde im Nordwesten des Ortenaukreises. Hier betrieb die BASF vor Jahrzehnten eine große Magnetbandfabrik für Audio- und Videokassetten. Doch diese Tage sind längst vergessen. Betritt man das große Areal heute, hat man regelrecht das Gefühl, die Zukunft greifen zu können. Die Luft ist erfüllt vom rhythmischen Klang der Maschinen, dem Surren von Elektromotoren und Klacken der Greifer, einzig unterbrochen vom jähen Zischen der hydraulischen Systeme. Hartmut Ilch hat sich mit seinem Unternehmen autonox Robotics GmbH auf diesem Areal niedergelassen. Eine Security am Eingang, eine eigene Werksfeuerwehr vor Ort, ein Eintritt ohne Befugnis nicht möglich. Doch was passiert hinter diesen Türen?
Hartmut Ilch, vielen Dank, dass Sie sich heute die Zeit nehmen. Sie sind der Gründer und Geschäftsführer der autonox Robotics GmbH. Beim Begriff autonox denken wahrscheinlich viele an die Automobilbranche. Trifft das auf Ihr Unternehmen zu?
Hartmut Ilch: *lacht* Ja, da sind Sie nicht die erste Person, die das so interpretiert. Aber nein. Ich habe 2010 unter dem Markennamen „autonox“ mein erstes Produkt auf den Markt gebracht und seitdem sind wir Entwickler, Hersteller und Lieferant von steuerungsunabhängigen Robotermechaniken. Zur Erklärung: „auto“ steht für Automatisierung und „nox“ für inox, also Edelstahl. Ich dachte damals, wir machen nur Edelstahlroboter. Heute ist das allerdings nur noch ein kleiner Teil von dem, was wir liefern.
Sie betonten eben, das Produkt unter dem Markennamen autonox veröffentlicht zu haben. Demnach hieß Ihr Unternehmen noch anders?
Hartmut Ilch: Genau. Gegründet – mitgegründet, muss ich sagen – habe ich vor 21 Jahren das Ingenieurbüro MAJAtronic als Tochterfirma der MAJA Firmengruppe. Damals traten die Inhaber an mich heran – eine Unternehmerfamilie von hier, deren Firma zu dem Zeitpunkt schon gut 50 Jahre alt war – weil sie mehr Automatisierungstechnik integrieren wollten. Ich habe mich auf die gemeinsame Gründung eines Ingenieurbüros eingelassen, weil für mich klar war: „Ein eigenes Produkt will ich nicht haben, aber mein Wissen würde ich an die Muttergesellschaft und an andere Firmen vermarkten.“
Kurze Zwischenfrage: Woher hatten Sie denn diese Expertise zur Robotik? Persönliches Interesse?
Hartmut Ilch: Ich bin ein verrückter Robotiker. *lacht* Ich habe hier in einer Maschinenbaufirma im kleinen Dorf Leutesheim eine Ausbildung gemacht. Teile drehen, fräsen und manuell herstellen – ich habe alles von der Pike auf gelernt. Das hat mir einen Riesenspaß gemacht. Anschließend Maschinenbau studiert. Und bin dann während des Studiums zur Fraunhofer-Gesellschaft, Institut für Produktions- und Automatisierungstechnik, in Stuttgart gekommen. Das war Anfang der 90er Jahre und für mich wie ein anderer Planet. Was ich vorher von Hand geschweißt habe, haben hier Roboter gemacht. Seither bin ich geflasht von Robotern. Roboterverrückt. Und war eben dann beruflich nur in der Robotik unterwegs, Roboterprogrammierung, Anlagenplanung. Ich würde sagen ich war und bin fit in der Automatisierungstechnik.
Wow, Ihre Leidenschaft ist wirklich sehr begeisternd, Herr Ilch.
Hartmut Ilch: 2019 habe ich dann alle Anteile des Unternehmens mit Hilfe der Volksbank eG – Die Gestalterbank übernommen, bin seither also alleiniger Gesellschafter, und habe die Firma von MAJAtronics zu autonox Robotics umbenannt.
„Kein eigenes Produkt“ – diesen Vorsatz haben Sie dann also doch über Bord geworfen.
Hartmut Ilch: Wegen eines Robotikprojekts zur Produktion von Fleischspießen.
Das klingt doch eigentlich recht gängig?
Hartmut Ilch: Das dachte ich auch. Für mich war klar, es mit Robotern lösen zu können. Also sind wir am Markt auf die Suche gegangen nach Robotern, die man für die Lebensmittel-Produktion verwenden kann. Aber keiner der großen Roboterhersteller hatte einen Hygienic Design Roboter, der den Anforderungen wirklich gerecht werden konnte, sprich, den man einschäumen und mit heißem Wasser unter hohem Druck reinigen kann. Das war der Moment, in dem ich dachte: „Wenn es keine Hygienic Design Edelstahl Roboter gibt, dann mache ich das eben doch selbst.“ Und dann haben wir 2006 mit der Entwicklung unseres eigenen Produktes begonnen. Wir kannten uns in Hygienic Design und in der Robotik gut aus und so haben wir sprichwörtlich vier Jahre im Kämmerchen entwickelt – tatsächlich anfangs in einer Garage. *lacht*
Alles, was mit dem Ingenieurbüro verdient wurde, floss in die Entwicklung. Und 2010 war es dann soweit und unser erstes eigenes Produkt war marktreif. Wir sind mit einem 12 Quadratmeter Stand auf die Automatica Messe nach München – und ab da hat sich die Firma komplett gewandelt.
Definitiv. In den letzten Jahren hat Ihr Unternehmen ein enormes Wachstum verzeichnet. Das ist wohl nicht allein auf einen Roboter für die Verpackung von Lebensmitteln zurückzuführen. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?
Hartmut Ilch: Vor einigen Jahren waren wir 3 Kollegen, heute sind wir 60. Wir nähern uns einem Umsatz von 20 Millionen Euro – und ja, wir wachsen nach wie vor bemerkenswert. Das alles begann ohne Businessplan, ohne Fremdkapital, entgegen allen Tendenzen heutiger Gründungen. Warum? Weil wir die Nische erkannt und an unsere Stärke in der mechanischen Konstruktion geglaubt haben. Wir haben einige Patente hervorgebracht – aber 90 Prozent war und bleibt harte Arbeit.
Hätte ich damals einem Unternehmensberater gesagt, dass ich in Deutschland ein Geschäft beginne ohne Industrie 4.0, nur Mechanik, was glauben Sie, wie die Antwort gewesen wäre? Niemand hat an die „nackte“ Roboter-Mechanik gedacht oder sich getraut, diese steuerungsunabhängig auf den Markt zu bringen. Doch man kann mit Bit und Byte ohne Mechanik nichts verpacken, das geht nicht. Die großen Roboterhersteller verkaufen ihre Mechaniken nur im Paket mit ihrer jeweiligen Steuerung. Ein nicht unerheblicher Teil der Maschinenbauer, also unsere Kundschaft, will die Robotermechnaik unabhängig von der Steuerung kaufen. Genau das bieten wir an. Das ist die Story dahinter.
Die Vorteile müssen enorm sein. Sie haben keinen Außendienst und trotzdem ist autonox Robotics weltweit vertreten.
Hartmut Ilch: Das ist ganz einfach erklärt: Unsere Robotermechaniken brauchen ja ebenfalls eine Antriebs- und Steuerungstechnik, um produzieren zu können. Diesen Part liefern die großen Unternehmen für Maschinen-Automatisierung, wie SIEMENS, BECKHOFF, BOSCH, SEW, … Diese haben aber wiederrum keine eigenen Robotermechaniken im Programm. autonox hat es in den letzten Jahren geschafft, zum Synonym der steuerungsunabhängigen Robotik zu werden. Dementsprechend werden wir von den Steuerungsherstellern empfohlen. Das ist unser Marktzugang, sozusagen die ‚Kunden-Quelle‘.
Klasse, ein wirklich interessantes Geschäftsmodell.
Hartmut Ilch: Es ist aber auch absolut verrückt, wie gut es läuft. Heute sind wir meines Wissens nach der größte deutsche Hersteller für Parallelkinematiken. Wir verkaufen über 1.000 Stück im Jahr. Der Weltmarkt beträgt 7.000 Stück. Wir haben es also geschafft, auf einen Anteil von rund 15 % weltweit zu kommen.
Eine starke Leistung. Dennoch: Bei derzeit etwa 600.000 jährlich verkauften Industrie-Robotern stellen die parallelen Kinematiken mit 7.000 Stück einen recht überschaubaren Anteil dar. Gibt es denn für autonox noch Wachstumspotenziale? Oder sind Sie an Ihrer Wachstumsgrenze angekommen?
Hartmut Ilch: Generell muss ich sagen, dass wir uns nicht in einer Massenproduktion sehen und den großen Roboterherstellern aus Asien Wettbewerb machen können. Das ist nicht unsere Strategie. Wir bauen genau die Mechaniken aus unserem Baukasten heraus, die ein bisschen mehr erfüllen als die anderen. Derzeit haben wir 293 verschiedene Modelle im Portfolio und das wächst stetig. Aber: Die Einzelstückzahlen pro Modell gehen nicht in die Tausende pro Jahr, sondern bleiben in den Hunderten.
Abgesehen davon haben Sie da genau die richtige Frage gestellt. Ein heißes Thema. Wir sind gewachsen mit den parallelen Kinematiken und da, wo man eine parallele Kinematik einsetzen kann, sind sie unschlagbar gut – zum Beispiel in der Verpackungsindustrie das klassische „Pralinen- Picken“. Ob preislich, von der Wartung oder der Geschwindigkeit her – sie sind immer besser als die seriellen Kinematiken. Aber: Die Anwendungen und die Branchen sind beschränkt. Bei den seriellen Kinematiken sieht das ganz anders aus. Diese Roboter haben dieselben Freiheitsgrade wie ein menschlicher Arm und können somit alles machen, was ein Mensch auch kann. Über 300.000 Stück werden pro Jahr verkauft – in allen Branchen: Automobil, Elektronik, Verpackungsindustrie, Lebensmittel, Verarbeitung, Kunststoffindustrie, 3D-Druck, Laserschweißen – alles Mögliche. Also haben wir 2022 zur Automatica die seriellen Kinematiken von autonox Robotics auf den Markt gebracht, selbstverständlich steuerungsunabhängig.
Und das, was jetzt gerade passiert … – sehen Sie die Schweißperlen auf meiner Stirn? Das ist beängstigend.
Im positiven oder negativen Sinn?
Hartmut Ilch: Die Geister, die ich rief … *lacht* Es war eigentlich klar, dass auch bei den seriellen Mechaniken viele Kunden auf einen Lieferanten warteten, der nur die „nackte“ Mechanik liefert. Der Unterschied zu von vor 10 Jahren ist jedoch, dass man autonox heute kennt, und wir mit ca. 5.000 ausgelieferten Parallelkinematiken eine sehr gute Referenz aufweisen können. Damals mussten wir noch jeden Kunden einzeln von uns überzeugen. Deshalb werden bereits jetzt in einzelnen Projekten riesige Stückzahlen angefragt – das treibt unser Wachstum nicht kontinuierlich hoch, das macht Schläge, richtige Sprünge in der Kurve. Und ja, da habe ich ein bisschen Sorge im Moment.
Es bleibt also spannend. In jedem Fall wird der Bedarf an Arbeitskräften weiter steigen. Sie haben in diesem Jahr bereits 7 Neuanstellungen getätigt, Sie schaffen Arbeitsplätze. Aber: Ersetzen Ihre Roboter dafür andernorts Arbeitsplätze?
Hartmut Ilch: Das Gegenteil ist der Fall. Ohne die Robotik könnten wir bald die Türen zu machen und in Europa mit der Produktion aufhören. Die Arbeiten, die automatisiert werden, will keiner mehr machen. Das sind Arbeiten wie das Sortieren von Müll – ein Horrorjob, da waren die Gelenke der Leute nach zwei Jahren kaputt. Oder in der Lebensmittelverpackung: Würden Sie sich 8 Stunden bei 4 Grad mit verhältnismäßig dünnen Handschuhen hinstellen wollen? Am Ende des Tages spüren Sie keinen Finger mehr. Das sind die Bereiche, in denen die Industrieroboter tätig sind.
Und da herum entstehen viel interessantere Arbeitsplätze: Jemand muss diese Greifer konstruieren, wieder andere müssen die Programme schreiben, den Service machen, die Kapazitätsplanung übernehmen. Das sind attraktive Technikerjobs.
Diese Entwicklung habe ich schon einmal miterlebt. Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre war Schweißen das große Thema. Da wurden Knickarmroboter so billig, dass sich auch der kleinste Schweißbetrieb einen Roboter gekauft hat. Natürlich ist eine riesige Diskussion entstanden: „Die ganzen Schweißer werden arbeitslos.“. Was war? Die Schweißer haben gelernt, die Roboter zu programmieren und ihnen beigebracht, die beste Schweißnaht zu legen. Das passiert. Und heutzutage mit der aufkommenden künstlichen Intelligenz wird das Programmieren von Robotern ja noch einfacher als vor 20 Jahren.
Man merkt es immer wieder, Herr Ilch: Sie sind schon lange in der Branche tätig, konnten sich mit Erfahrung und Leidenschaft in einer Nische ein absolut erfolgreiches Geschäftsmodell aufbauen und haben jüngst Potenziale für zukünftiges Wachstum eröffnet, mit denen Sie wohl selbst nicht gerechnet hatten. Nachdem in Ihrer Vergangenheit so vieles beinahe zufällig seinen Weg gegangen ist – was ist Ihre Strategie für die Zukunft?
Hartmut Ilch: Die brüten wir noch aus. *lacht*
Gemeinsam mit Herrn Deutscher. Seine Expertise ergänzt die Ihre doch gerade zum richtigen Zeitpunkt.
Hartmut Ilch und Klaus Deutscher werfen sich einen Blick zu. Ein Nicken, ein breites Lächeln.
Auf diesem „Hightech“-Gelände in Willstätt war Klaus Deutscher schon als 8-jähriger Junge zugegen. Lange bevor sich die autonox Robotics GmbH hier niedergelassen hat und lange vor seiner 30-jährigen Zeit bei der Volksbank eG – Die Gestalterbank als Firmenkundenberater für den ‚Oberen Mittelstand‘, begleitete er seinen Vater auf die Baustelle. Ja, Baustelle. Denn die Gebäude, wie man sie heute sieht, wurden damals erst errichtet – und wie der Zufall (oder das Schicksal?) es so wollte, war Klaus Deutschers‘ Vater Bauleiter dieses Projektes.
Klaus Deutscher: Wenn mein verstorbener Vater wüsste, dass ich heute Geschäftsführer bin – auf diesem Gelände – ich denke, er würde die Welt nicht mehr verstehen. Das ist einfach genial.
Herr Deutscher, Sie haben die Rolle gewechselt, man könnte sagen, Sie sind von der Passivseite als Fremdkapitalgeber auf die Aktivseite gerutscht – und das so kurz vorm Ruhestand bei der Volksbank eG – Die Gestalterbank. Wir sind neugierig: Wie kam es zu dieser Entscheidung?
Klaus Deutscher: Ich war 30 Jahre im Firmenkundengeschäft mit dem facettenreichen Mittelstand in Deutschland tätig. Ich habe jetzt noch sechs Jahre bis zur Rente und stand bei der Volksbank eG – Die Gestalterbank vor der Entscheidung, eventuell nur noch dreieinhalb Jahre zu arbeiten und dann in den Vorruhestand zu gehen. Die Zeit bei der Volksbank eG war eine erlebnisreiche, tolle Zeit. Ich befand mich in einem warmen, gut gepolsterten, trockenen Nest. Aber der Mittelstand, kurz gesagt: der steckt an. Und wenn es jemand schafft, Begeisterung auszustrahlen, dann ist das mein Mitgeschäftsführer und Inhaber dieses Unternehmens, Hartmut Ilch. Normalerweise sind Ingenieure detailverliebte Künstler, die nicht unbedingt über eine ausgeprägte betriebswirtschaftliche Ader verfügen. Hartmut Ilch besitzt jedoch eine sehr hohe betriebswirtschaftliche Expertise. Er beherzigt die Grundregeln. Von Anfang an. Das hat einen unheimlichen Eindruck auf mich gemacht. Und dann war die Entscheidung – „Ruhestand oder gehe ich nochmal raus auf die Schiffsbrücke in den Sturm und erlebe etwas?“ – für mich alternativlos.
Und haben sich Ihre Erwartungen hinsichtlich der „stürmischen Brücke“ erfüllt?
Klaus Deutscher: Definitiv. Das Unternehmen hat eine Dynamik, die gigantisch ist. Umsatzsprünge von mehr als 20 Prozent pro Jahr. Das muss alles verkraftet werden. Es geht jetzt darum, Strukturen anzupassen. Deswegen hat Hartmut Ilch mich eingestellt. Vorher hat das Unternehmen sich überwiegend aus Eigenkapital finanziert. Aber: autonox Robotics hat die Spielklasse gewechselt. Und jetzt ist es so, dass wir von der Organisation her einiges auf- und auszubauen haben. Das ist eine spannende Aufgabe. Die Nachbarhalle haben wir jetzt angemietet, diese muss umgebaut werden. Es sind auch große Investitionen geplant. Im Moment läuft die Bankenrunde. Morgen kommt die Volksbank eG – Die Gestalterbank. Denn: Gerade jetzt – und generell – brauchen wir gute Partner an unserer Seite.
Finanzierungsgespräche mit der Volksbank eG – Die Gestalterbank – das klingt ja wie ein Heimspiel. Ist Ihre neue Position eine Herausforderung für Sie?
Klaus Deutscher: Ich sag‘s mal so: Hartmut Ilch ist derjenige „Attacke, voraus“ und ich räume hinterher auf. *lacht*
Ich habe hier, unter anderem auch die Funktion, das Vermögen des Unternehmens zu schützen. Wenn sie jemanden haben, der unheimlich nach vorne strebt, dann braucht es auch jemand, der hinten bremst. Und da sind wir ein gutes, vernünftiges Team.
Um es an einem Beispiel festzumachen: Wir haben eine neue Entwicklung, einen Roboter, der zur Beschriftung von Gegenständen eingesetzt wird. Die Maschine wiegt ungefähr 1,1 Tonnen. Sie können vorne auch eine Schweißvorrichtung befestigen oder ihn sortieren lassen – er ist wie eine menschliche Hand mit sechs Freiheitsgraden ausgestattet, also ‚Degrees of Freedom‘, wie es richtig heißt. Wenn er sich streckt, verfügt er über einen Bewegungsradius von rund 3 Metern. Als ich vor ihm stand, fiel mir spontan der Name Goliath ein – mit dem will niemand boxen. *lacht*
Dieser Prototyp wird unter anderem auch durch unser Kunden getestet. Und da musste eine Erklärung zur Haftungsbegrenzung für unser Unternehmen entwickelt werden. Da musste zum Beispiel rein, dass hinsichtlich der Befestigung am Boden gewisse statische Voraussetzungen erfüllt werden, dass Schutzzäune rundum erstellt werden müssen, et cetera, et cetera. Da muss vereinbart werden, dass wir informiert werden, wenn im Testbetrieb etwas auffällt und so weiter. All das muss vertraglich geregelt werden. Und das fällt in die Aufgaben des CFO. Meines Jobs.
Herr Deutscher, für diesen neuen Job wünschen wir Ihnen von Herzen das Beste. Es ist schön,Ihre Expertise auf der Aktivseite des Mittelstands zu wissen.
Klaus Deutscher: Seit 1993 habe ich den Mittelstand bei der Volksbank eG – Die Gestalterbank betreut. Und ich kann Ihnen sagen: Mittelständler sind der größte Arbeitgeber Deutschlands, sie sind die innovativste Gruppe und üblicherweise geben sie das letzte Hemd für ihre Unternehmen. Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft.