Daniel Huber

550 Grad –
und es geht noch weiter

Ein Qualitätsführer mit ambitiösen Zielen, eine Innovationskultur mit einem offenen Miteinander, Kunden verschiedenster Märkte und Branchen weit über die regionalen Grenzen hinaus. Ein Unternehmen, welches so viele Werte mit der Volksbank – der Gestalterbank teilt und doch aus einer völlig anderen Sparte kommt, einer so besonderen Sparte, dass es weltweit darin nicht viele Anbieter gibt: Die Rede ist von der Huber Kältemaschinenbau AG. Vorstandsvorsitzender des Familienunternehmens Daniel Huber ist das entscheidende Bindeglied, denn er ist auch Aufsichtsratsmitglied bei der Volksbank. Nach Jahrzehnten Erfahrung in diesen Positionen weiß er heute, welches die wichtigste Komponente für den Erfolg ist.

 

Daniel Huber, 58 Jahre jung, schick gekleidet, betritt mit einem breiten Lächeln sein Büro. Er kommt gerade zurück von einer Auslandsreise. Das Umherschwirren ist er gewohnt: Zwischen Deutschland, USA, Indien und vielen weiteren Ländern ist er für sein Familienunternehmen, die Kältemaschinenbau AG, unterwegs – und er liebt diese Reisen. Während so manch anderer Passagier beim Start des Flugzeugs ein letztes Stoßgebet ausspricht, ist es Huber, der sich entspannt zurücklehnt und die technologischen Komponenten bestaunt. Kein Wunder. Schließlich weiß er, wer für die Sicherheit mitverantwortlich ist: Er selbst.

„Das Flugzeug startet bei 50 Grad in der Wüste und
ist 30 Minuten später bei -55 Grad in der Luft.
Das gesamte Material muss diese Temperatur-
unterschiede aushalten. Seitdem mir bewusst ist,
dass wir solche Komponenten testen, denke ich
ganz anders: das macht einfach stolz.“

 

Gemeinsam mit seinen Geschwistern leitet Daniel Huber die Kältemaschinenbau AG heute in der 2. Generation. Ein Erfolgsunternehmen, wie es im Buche steht: Als einer der führenden Anbieter für Temperierlösungen bietet das Unternehmen Produkte für alle Temperieraufgaben von -125 bis +425 °C für sämtliche Branchen von der Chemie und Pharmazie bis hin zur Luft- und Raumfahrttechnik, der Lebensmittel- und Getränkeindustrie sowie der Medizintechnik und dem Automotivbereich. Technologieführend in dieser Spezialbranche sind dabei drei Unternehmen aus Deutschland – Hubers Familienunternehmen steht an der Spitze. Weltweit.

„Vorher gab es Traktoren und dann hat mein Vater den Ferrari auf den Hof gestellt. Und von dieser Basisinnovation aus haben wir weiterentwickelt, hin zu einer ganzen Flotte von Ferraris, die auf der ganzen Welt funktionieren – umweltgerecht und nachhaltig.“ Daniel Huber weiß, dass sein Vater bereits mit der Unternehmensgründung 1968 den Grundstein für den Erfolg legte. Peter Huber war zu dieser Zeit der 2. Kälteanlagenmeister in ganz Süddeutschland – das Spezialgebiet also noch recht stiefmütterlich behandelt. Schon früh steigen die Kinder ins Familienunternehmen ein. „Ich habe meine Lehre zum Kälteanlagenmechaniker im Unternehmen gemacht. Aber mein Vater hat von Anfang an zu mir gesagt: ‚Die Ausbildung kannst du hier machen, aber Sohn spielen brauchst du nicht.‘ Und so wurde es gemacht. In der Zeit habe ich gemerkt, dass ich lieber in den Vertrieb möchte – und genau da bin ich heute.“ Während Daniel Huber die Vertriebs- und Marketingabteilung des Unternehmens aufbaut, tritt sein Bruder Joachim in die Fußstapfen des Vaters. „Technisch schreibt die Geschichte unseres Vaters mein Bruder weiter – er hat alle akademischen Angebote im Bereich Kältetechnik absolviert und die Sparte deutlich ausgebaut, eine ganz andere Technologie der Kältetechnik eingeführt.“

Daniel Huber tritt ans Fenster. Von hier aus hat er freie Sicht auf das „Hohe Horn“ – Offenburgs hauseigener kleiner Berg und Teil einer Anekdote des Gründers Peter Huber. „In seinem Buch der Temperiertechnik schreibt mein Vater: Der Vertrag vom Hohen Horn hat geregelt, dass der ältere Bruder das verkaufen muss, was der Jüngere baut und der jüngere Bruder das bauen muss, was der Ältere verkaufen kann.“ Kopfschüttelnd schmunzelt Daniel Huber bei der Erinnerung und greift zu einem dicken Produktkatalog. Darin enthalten: Das weltweit größte Produktprogramm.

Seit fast 40 Jahre ist die Technologie des Unternehmens unangetastet vorne. „In Teilen kopiert, aber eben nicht im Detail“, weiß der Geschäftsführer, der sich der Qualitätsführerschaft seines Unternehmens bewusst ist. Wenig überraschend, dass das Unternehmen die gesamte Entwicklung inhouse am Standort in Offenburg behält und stetig ausbaut: „Vor 10 Jahren waren wir in der Entwicklungsabteilung Elektronik noch 3 Leute und in der Entwicklungsabteilung Kältetechnik waren es nur mein Vater und ein Meister. Heute haben wir 17 Fachkräfte in der Mikroelektronik und 14 in der Kältetechnik.“ Die Insel der Glückseligkeit, wie es Daniel Huber liebevoll nennt. „Das geht nur, solange wir noch Fachkräfte bekommen bzw. im Unternehmen halten. Das ist heute der einzige Weg: Ausbildung, Weiterbildung – sie zu Hubären machen.“ Mit einer Ausbildungsquote von fast 20 Prozent agiert das Unternehmen seit Jahren in einer Vorreiterrolle. Besonders zu Wort kommt dabei immer wieder die Zusammenarbeit mit der Hochschule Offenburg, an der Daniel selbst sein Studium absolvierte und bis heute von der Praxisnähe überzeugt ist. Bereits sein Vater hatte in den 80er-Jahren erfolgreich für die Regelungstechnik mit der Hochschule zusammengearbeitet und gemeinsam einen Regler entwickelt, eine Plug & Play Technologie, die für die Kältemaschinenbau AG bis heute einen großen Wettbewerbsvorteil darstellt. „Wenn ein Gerät ausfällt in Japan oder Amerika, dann müssen wir dieses nicht hin- und herschicken. Der Kunde kann selbst den Regler auf sein Gerät aufsetzen, dieser erkennt, um was für ein Gerät es sich handelt und arbeitet.“

„Desto mehr Freiheiten wir allen lassen,
desto mehr kann dabei herauskommen.
Alles was ich dabei sehen will, ist der Mensch.
Ich brauche jemanden, der sich für etwas begeistert,
der Ziele hat und sich entwickeln möchte.
Das sind diejenigen, die uns bewegen –
die uns voranbringen.“

 

Innovative Ansätze wie dieser machen die Huber Kältemaschinenbau seit Jahrzehnten zu einem besonderen Lösungsanbieter. Die jüngste Innovation, ein Temperiersystem für den Einsatz im Automobilbau, sorgt etwa dafür, dass Tests von Batterien auch bei Arbeitstemperaturen von unter minus 40 °C möglich sind und das dickflüssige Kältemittel auch dann noch uneingeschränkt funktionstüchtig bleibt. Eine Innovationsfähigkeit, die das Unternehmen mit einer besonders transparenten und dezentralisierten Mitarbeiterführung unterstützt. Nicht ohne Grund haben sich bereits mehrfach die Jahrgangsbesten der Hochschule Offenburg für eine Karriere im Familienunternehmen entschieden. „Innovation muss ja nicht immer eine Basisinnovation sein, sondern ist oft eine Optimierung von Prozessen. Deshalb dürfen und sollen unsere Mitarbeiter frei denken.“ Trotz aller Standardisierungen und betriebswirtschaftlich notwendiger Abläufe lebt das Unternehmen von der Kreativität der Mannschaft. „Desto mehr Freiheiten wir allen lassen, desto mehr kann dabei herauskommen. Alles was ich dabei sehen will, ist der Mensch. Ich brauche jemanden, der sich für etwas begeistert, der Ziele hat und sich entwickeln möchte. Das sind diejenigen, die uns bewegen – die uns voranbringen.“

Der Erfolg gibt dem Führungsstil recht: Bereits mehrfach hat die Volksbank die Kältemaschinenbau AG für den „Großen Preis des Mittelstands“ nominiert und auch die Auszeichnung als TOP 100-Innovator prämiert seit mehreren  Jahren die außergewöhnliche Innovationskraft des Mittelständlers.

Daniel legt den Produktkatalog mit einer beiläufigen Bemerkung auf seinen Schreibtisch: „Dieses Riesenwerk macht nur etwa 30-35 Prozent unseres Umsatzes aus. Den größten Anteil erwirtschaften wir mit unseren speziell auf Kundenbedürfnisse zugeschnittenen Lösungen.“

Der direkte Kundenkontakt – ein wichtiger Aspekt, bei dem das Unternehmen keine Kosten und Mühen scheut. Rund 1.000 Kundenbesuche empfängt das Familienunternehmen im Durchschnitt jährlich. Darüber hinaus liebt Daniel Huber es, die Kunden vor Ort zu besuchen: „Ich will raus in die Welt und sehen, was unsere Kunden beschäftigt. Diesen Input gebe ich dann wieder an meinen Bruder weiter. Das ist das, was hungrig macht.“ Zu hören, wo Bedarfe liegen, und dafür passende Lösungen entwickeln – mit diesem enorm schnellen time-to-market konnte sich das Unternehmen auch während der Corona Pandemie eine besondere Stellung sichern. Mit ihren innovativen Produkten war Huber Kältemaschinenbau bei der Entwicklung und Produktion jedes Impfstoffes involviert – von Sputnik über Moderna bis hin zu Biontech. „Wir haben 12 % unseres Umsatzes aus der Pharmabranche generiert – das ist eine Menge, bedenkt man, dass es ja keine neue Branche für uns ist.“ Auch künftig dürfte sich die Weitsicht des Unternehmers auszahlen. Bereits vor 6 Jahren hat sich Daniel Huber in den USA für die Zusammenarbeit mit einem Händler aus der Chemie und Pharmabranche entschieden, ihn quasi aufgebaut, der einen ganz spezifischen Markt bedient: Cannabis. „Mit der neuen Regierung wird Cannabis auch zu uns nach Deutschland kommen – dann haben wir alles richtig gemacht und unser time-to-market wird wieder ein entscheidender Wettbewerbsvorteil für uns sein.“ Zeit – stets ein Faktor.

Daniel nimmt an seinem Schreibtisch Platz und versinkt für einige Sekunden in Gedanken. Bald schon wird sein Sohn hier sitzen und in seine Fußstapfen treten. Mit einer brennenden Leidenschaft wie am ersten Tag kann er sich an eben diese Anfangszeit noch gut erinnern: Der Underdog aus der Ecke mit einem klaren Ziel vor Augen: „Wir müssen nicht die Größten sein, aber die Besten wollen wir sein“.

Mit dem umsatzstärksten Wachstum im deutschen Mittelstand von 21,5 Prozent und einer durchschnittlichen Ebit-Marge von 23,5 Prozent hat sich Huber Kältemaschinenbau vom Underdog zum klaren Marktführer entwickelt. Auch künftig wird das Wachstum noch anhalten, ist sich der Geschäftsführer sicher. „Es gibt immer wieder neue Märkte. Regionaler Natur haben wir in China und Amerika noch großes Potenzial. Aber auch in bestehenden Branchen müssen wir wachsam sein und dranbleiben. Beispielsweise eröffnet die Batterietechnik in der Automobilbranche neue Zusatzmärkte im gleichen Segment.“ Für ihn steht dabei fest, unter keinen Umständen zugunsten des Wachstums von der Philosophie und den Werten des Unternehmens abzuweichen. Das gilt auch bei einer künftigen Lösung für die digitalen Wege. „Ich habe in den USA miterlebt, wie über eine relativ kleine Plattform Produkte von uns im Wert von 115.000 USD verkauft wurden – ohne eine einzige Fachberatung. Und der Kunde hat das Ganze einfach mit Kreditkarte bezahlt. Solche Sachen werden kommen – aber ich kann mir für Huber Kältemaschinenbau keine Lösung vorstellen, in der die Komponente Mensch nicht Teil ist.“

Daniel Huber macht damit klar: Auch in Zukunft werden Lösungen vom Unternehmen selbst entwickelt, wird die Qualität bedeutender sein als die Quantität und der wichtigste Treiber für den Erfolg den größten Stellenwert einnehmen: Die Menschen, die im und mit dem Mittelständler aus Offenburg arbeiten.