FreiLacke

Farbe bekennen.

Wie ein Familienunternehmen zum Vorreiter der Lackindustrie wird – und sich dabei vom Gründergeist leiten lässt.

Ein Familienunternehmen mit jahrzehntelanger Tradition, das für kompromisslose Qualität steht. Für Sicherheit. Für die Region. Das sich aber auch weit über die regionalen Grenzen hinaus einen Namen gemacht hat und mittlerweile als Europas führender Anbieter für Systemlacke neue Benchmarks in der Branche setzt. Die Rede ist von der Emil Frei GmbH & Co. KG – besser bekannt als FreiLacke.

Dr. Rainer Frei führt das Unternehmen gemeinsam mit seinem Cousin Hans-Peter Frei seit 2001 in dritter Generation. Gemeinsam mit FreiLacke-CFO Dirk Wiedensohler spricht Dr. Frei über die Qualitäten und Herausforderungen eines Familienunternehmens, die Vision, FreiLacke international als Branchenführer zu etablieren und welche Rolle sein Großvater dabei bis heute spielt.

 

Dr. Rainer Frei nimmt mit konzentriertem Blick am Konferenztisch Platz. Ein kurzes Lächeln zur Begrüßung. Der Mann im hellen Jackett strahlt Professionalität aus – freundlich, aber bestimmt. Er wirkt fokussiert und zielstrebig, vielleicht, weil er die Zeit des angesetzten Interviewtermins so effizient wie möglich nutzen möchte? Ja, dieser Eindruck bestätigt sich. Ein kurzer Blick zu seinem Kollegen Dirk Wiedensohler, dann ergreift der Geschäftsführer das Wort.

„Ich habe in Donaueschingen Abitur gemacht und bin danach zur Bundeswehr, um den Wehrdienst zu absolvieren – so, wie damals üblich. Anschließend habe ich in Mannheim studiert, Betriebswirtschaft mit Integration Chemie, und dann in Mainz promoviert. Danach war ich eine Weile in der Beratung bei IMG in St. Gallen tätig – im Kompetenzzentrum für Chemie und Pharma in Basel –, gefolgt von einigen Jahren im strategischen Controlling bei der Schweizer Post in Bern. Und dann habe ich den Ruf erhalten, dass es langsam an der Zeit ist, die Führung im Familienunternehmen zu übernehmen.", fasst Rainer Frei seinen Lebensweg kurz und prägnant zusammen.

Den Ruf zurück in die Heimat erhält Rainer Frei im Jahr 2001. Zu diesem Zeitpunkt kann FreiLacke bereits auf eine spannende Entwicklung zurückblicken.

 

Wenn nicht der Lackhandel, dann vielleicht eine Gaststätte.

FreiLacke wird im Jahr 1926 von Großvater Emil Frei gegründet – zunächst als Großhandel für Lacke, Farben und Malerzubehör. Der Handel ist ein vielversprechendes Geschäft – dennoch hat Großvater Frei einen Plan B in der Hinterhand. „Es gibt eine schöne Geschichte, die man sich in der Geschäftsführung von FreiLacke erzählt“, sagt Dirk Wiedensohler. „Emil Frei Senior war sehr auf Sicherheit bedacht. Es war ihm wichtig, eine gute Existenzgrundlage für seine Familie zu schaffen – ein Geschäft aufzubauen, das langfristig erfolgreich ist. Er hat das erste Firmengebäude damals direkt am Bahnhof in Döggingen gebaut, mit der Prämisse: ‚Wenn es mit dem Lackhandel nichts wird, dann mache ich eben eine Gaststätte auf!‘. Es heißt, er hatte immer einen Plan B.“ Dirk Wiedensohler wirft einen kurzen Blick zu Rainer Frei – dieser nickt bestätigend und schmunzelt.

Plan B ist jedoch überflüssig, denn Emil Frei Seniors Idee mit dem Lackhandel geht auf. Die Firma wächst nicht rasant, aber beständig, und beschäftigt zum Zeitpunkt des 25-jährigen
Jubiläums 60 Mitarbeitende bei einem Jahresumsatz von 2 Millionen D-Mark. Wenig später baut das Unternehmen ein neues Fabrikgebäude und beginnt Ende der Sechziger Jahre mit der eigenen Entwicklung und Produktion von Pulverlacken.

Mit der Übergabe an die zweite Generation wird der Fokus auf Wachstum gesetzt. Das Produktsortiment erweitert sich um sogenannte Elektrotauchlacke – spezielle Lacksysteme, um leitfähige Metalle und Legierungen lückenlos zu beschichten und einen optimalen Korrosionsschutz zu schaffen. Damit kann das Unternehmen besonders in der Automobilindustrie Kunden gewinnen. Aber nicht nur im Produktbereich wächst FreiLacke – das Familienunternehmen vergrößert sich auch durch den Neubau weiterer Verwaltungs- und Produktionsgebäude. Zudem wagt die zweite Geschäftsführer-Generation den Schritt ins Ausland und gründet die erste Tochtergesellschaft in Schweden.

Zum 75-jährigen Bestehen übernimmt dann mit Rainer und Hans-Peter Frei die dritte Generation das Ruder. Zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 2001, hat FreiLacke 320 Mitarbeitende und setzt rund 60 Millionen Euro pro Jahr um.

 

„Lösungen mit System“ – ein Claim, der passender nicht sein könnte.

Mit der Übergabe der Unternehmensführung an die dritte Generation hat sich FreiLacke  bereits deutschlandweit einen Namen gemacht – als Spezialist für Systemlacke. Rainer Frei erklärt: „Den Begriff Systemlacke haben wir maßgeblich mitgeprägt und damit ein neues Verfahren in der Lackindustrie etabliert. Wir unterscheiden zwischen einem horizontalen und einem vertikalen Systemlack.“

Bei den vertikalen Systemlacken kombiniert FreiLacke unterschiedliche Lacksysteme wie Elektrotauchlackierung, Pulverlackierung oder Industrielackierung zu einem mehrschichtigen Lackaufbau. Dadurch entsteht eine hochwertige und beständige Lackierung, die optimalen Korrosionsschutz bietet – beispielsweise für Aluminiumfelgen.

Bei den horizontalen Systemlacken werden unterschiedliche Lacksysteme zur Beschichtung verschiedener Bauteile und Oberflächen eines Objektes verwendet. Dadurch ergibt sich trotz heterogener Untergründe eine homogene Optik. Die horizontalen Systemlacke setzen sich aus Pulver-, Industrie- und Elektrotauchlacken sowie Composite-Lösungen zusammen, die, nebeneinander aufgebracht, hinsichtlich Farbton, Glanz, Effekten und Struktur für ein rundum harmonisches Gesamtbild sorgen. Horizontale Systemlacke kommen beispielsweise bei landwirtschaftlichen Maschinen zum Einsatz, da hier verschiedene Teile aus unterschiedlichen Materialien verbaut sind, die aber im Endergebnis die gleiche Optik und Farbe haben sollen.

„Durch die vielfältig kombinier- und einsetzbaren Lacksysteme können wir unseren Kunden ein hohes Maß an Individualität bieten und zahlreiche unterschiedliche Branchen mit den passenden Lösungen bedienen.“, erklärt Rainer Frei und ergänzt: „Wir sind außerdem auch besonders entwicklungsstark. In unserer hauseigenen Entwicklung beschäftigen wir inzwischen mehr als 120 Mitarbeitende bei 600 Personen insgesamt. Das ist eine ordentliche Manpower, mit der wir den perfekten Maßanzug für jeden unserer Kunden entwickeln können. Lösungen mit System eben.“ Ein kurzes Lächeln huscht ihm bei der Anspielung auf den Claim seines Unternehmens über das Gesicht.

 

Nachhaltigkeit, die weltweit punktet.

Aber nicht nur in Sachen Individualisierung und Variabilität zeichnen sich die Systemlacke von FreiLacke aus. Dirk Wiedensohler spricht das Thema Nachhaltigkeit an: „Nachhaltigkeit ist eine unserer Top-Prioritäten. Man könnte sich fragen, wie ein so hochgradig chemisches Produkt wie Lack umweltschonend sein kann. Tatsächlich kommen die meisten unserer Systemlacke inzwischen ganz ohne umweltbelastende Lösungsmittel aus. Darüber hinaus sind nicht nur unsere Produkte umweltschonend, sondern auch unsere Produktion.“

Rainer Frei nickt zustimmend: „Wir haben eine neue Pulverlackproduktion gebaut, bei der wir Abwärme effizient nutzen und mittels Solaranlagen nachhaltig Strom produzieren. Dadurch sparen wir eine Menge Emissionen ein. In diesem Bereich haben wir auch schon mehrere Preise erhalten, insbesondere für unser Kühlwassermanagement. Wir führen die Abwärme aus den Produktionsprozessen ab, leiten diese über Wärmepumpen weiter und nutzen dann die Abwärme zum Heizen von Gebäuden hier am Betriebsgelände. Das funktioniert für uns sehr gut.“

Mit der Kombination aus einer starken Inhouse-Entwicklung sowie nachhaltigen Produkten und Produktionsprozessen hebt sich FreiLacke von der Konkurrenz am Markt ab und hat sich einen Kundenstamm aufgebaut, der weit über die regionalen Grenzen hinausgeht. „Ich würde uns nicht als Global Player bezeichnen, aber wir sind auf jeden Fall im europäischen Raum sehr stark. Wir gehen weltweit dahin, wo unsere Kunden sind, und machen den bestmöglichen Job, indem wir Lieferketten aufbauen, technische Serviceunterstützung leisten und die Produkte in der gewünschten Qualität vor Ort anbieten. Wir haben natürlich auch hier in
der Region einen recht hohen Marktanteil und sind bemüht, sämtliche industriellen Kunden zu bedienen. Aber unser Gesamtmarkt geht ganz klar über die Region hinaus.“

Neben der 1992 gegründeten Tochtergesellschaft in Schweden betreibt FreiLacke inzwischen weitere Niederlassungen in Russland, Großbritannien, China, Mexico und den USA und setzt zusätzlich auf einen starken, international ausgerichteten Vertrieb, der Kunden weltweit betreut.

 

‚Great place to work‘ mit einem Herz für die Region.

Trotz der internationalen Präsenz ist FreiLacke ein heimatverbundenes Unternehmen, das sich seiner Verantwortung für die Region rund um den Hauptsitz in Döggingen sehr bewusst ist – vor allem als Arbeitgeber.

„Unser Ziel ist es nicht, der größte Arbeitgeber der Region zu sein. Unser Ziel ist es, ein verlässlicher Arbeitgeber zu sein, der die Region stärkt. Einer, der den Menschen sichere Arbeitsplätze mit Zukunft bietet und der einen hohen Lebensstandard ermöglicht, damit sich die Mitarbeitenden hier in der Region mit ihren Familien niederlassen wollen und können.“, sagt Rainer Frei und fügt hinzu: „Wir wurden dieses Jahr erneut mit dem ‚Great Place to work‘-Award ausgezeichnet – darauf sind wir natürlich stolz. Und das spiegelt auch das wider, was wir intern an Feedback bekommen. Wir haben Mitarbeitende, die arbeiten bereits in der vierten Generation bei uns im Unternehmen. Da scheinen wir wohl doch ein paar Dinge richtig zu machen.“, zeigt er sich stolz.

Und nicht nur für Fachkräfte ist FreiLacke ein Top-Arbeitgeber. Gerade weil der Arbeitsmarkt angespannt und der Fachkräftemangel allgegenwärtig sei, müsse man attraktive Bedingungen für die jungen Generationen schaffen, sagt Frei. „Aktuell haben wir eine Auszubildendenquote von 10 % im Unternehmen. Die Förderung junger Menschen ist uns sehr wichtig – wir zahlen überdurchschnittliche Gehälter, ermöglichen Auslandsaufenthalte bei unseren Tochtergesellschaften und Partnern weltweit und haben eine Übernahmequote von 100 %.“

Besonders hervorzuheben sei auch der attraktive Standort des Unternehmens, so Rainer Frei. Die Mitarbeitenden bei FreiLacke schätzen die Region besonders für ihre vielfältige Naturlandschaft, die gute Infrastruktur und den Wohlstand – der nicht zuletzt auch durch Traditionsunternehmen wie FreiLacke zustande kommt.

Dass FreiLacke die regionale Verbindung wichtig ist, zeigt sich auch in der Wahl der Hausbank des Unternehmens. „Mit der Volksbank eG – Die Gestalterbank arbeiten wir bereits seit vielen Jahrzehnten zusammen. Die Geschäftsbeziehung ist von tiefem gegenseitigem Vertrauen geprägt. Sowohl wir als auch die Volksbank sind hier in der Region verwurzelt und legen Wert auf langfristige Geschäftsbeziehungen auf Augenhöhe. Als Finanzdienstleister und Partner ist die Volksbank eG – Die Gestalterbank für uns ideal.“

 

FreiLacke 2026: Auf mehreren Beinen steht es sich besser.

Um den langfristigen Erfolg des Unternehmens zu sichern und eine Marschroute für die Zukunft festzulegen, arbeitet FreiLacke bereits seit 2012 an einer Langfristpositionierung: FreiLacke 2026. Die Positionierung definiert die Ausrichtung des Unternehmens bis zum Jahr 2026 und legt beispielsweise fest, dass das Unternehmen seinen Hauptstandort in Döggingen sichern und damit die Region weiterhin stärken will. Gleichzeitig soll die internationale Ausrichtung des Unternehmens weiterentwickelt und FreiLacke über Deutschland und Europa hinaus als führender Anbieter von Systemlacken etabliert werden. Beide Bereiche, Region und Internationalisierung, soll sich dabei die Waage halten.

„Im Grunde basiert diese Positionierung auf dem Gedanken, dass wir uns einfach breiter aufstellen wollen – die Region und unsere Wurzeln stärken und dabei die internationale Präsenz ausbauen. Dieses Sicherheitsdenken, wie es mein Großvater damals schon hatte, begleitet uns wohl auch heute noch“, gibt Rainer Frei schmunzelnd zu und fährt fort: „Deshalb auch der Systemgedanke unseres Produktportfolios: Pulverlacke, Industrielacke, Flüssiglacke. Verschiedene Produkte und Systeme, mit denen wir viele unterschiedliche Branchen bedienen können. Wir schauen immer, dass wir auf mehreren Beinen stehen – denn auf mehreren Beinen steht es sich einfach besser.“


Hinter Rainer Frei, an der Wand des Büros, hängt das gemalte Portrait eines stattlichen, sorgfältig gekleideten Mannes. Er strahlt Souveränität und Sicherheit aus. Der Blick konzentriert, fokussiert. Dass das Portrait seines Großvaters während des gesamten Interviews zu sehen war, sei Zufall, sagt Rainer Frei. Und doch erscheint es passend. Als würde Emil Frei Senior seinem Enkel stets über die Schulter schauen. Als wäre der Gründergeist des Großvaters bis heute präsent. Das Portrait ist kein Mahnmal – es ist eine Erinnerung. Eine Erinnerung daran, dass bei allem Bestreben nach Wachstum und Internationalisierung die Besinnung auf den Ursprung und die Tradition, auf Werte wie Sicherheit und Beständigkeit, weiterhin ein wichtiger Bestandteil der Unternehmenskultur bei FreiLacke ist – heute, 2026 und darüber hinaus.