fischer group

»Der Global Player
made in Seebach«

»Mein Vater hatte vor über 50 Jahren eine Idee, mit der wir bis heute erfolgreich sind. Unser Unternehmen ist ein klassischer Hidden Champion, wie viele hier in der Gegend.« Hans-Peter Fischer führt die fischer group in der zweiten Generation – ein Familienunternehmen, das weit mehr als »einer von vielen« Hidden Champions ist: Ausgezeichnet zum Entrepreneur des Jahres, ist der führende Anbieter längsnahtgeschweißter Edelstahlrohre mit Niederlassungen in acht Ländern ein Global Player durch und durch. Dabei steht die fischer group, deren Hauptkunden aus der Automobilindustrie kommen, derzeit vor großen Herausforderungen. Herausforderungen, die Geschäftsführer Hans-Peter Fischer anzupacken weiß.

 

IM PORTRAIT: HANS-PETER FISCHER
Geschäftsführer der F. E. R. fischer Edelstahlrohre GmbH
und Aufsichtsratsmitglied der Gestalterbank

 

WACHSTUM

130.000.000 Meter Rohr produziert die fischer group durchschnittlich im Jahr. Dreimal könnte man mit dieser Rohrlänge die Erdkugel umrunden. Rohre, die das Unternehmen heute weltweit produziert: An Standorten in den USA, Kanada, Mexiko, Uruguay, Südafrika, China, Österreich und Deutschland beschäftigt das Familienunternehmen – 1969 noch als Ein-Mann- Betrieb von Hans Fischer in der Garage gegründet – heute 2800 Mitarbeiter. »Unser primäres Ziel ist es immer schon gewesen, ein solider und verlässlicher Arbeitgeber zu sein – das ist unsere Verantwortung als Familie und als Firma, darauf vertraut unsere Mannschaft und dem wollen wir gerecht werden«, beschreibt Geschäftsführer Hans-Peter Fischer seine Motivation. Seit Jahren wächst und investiert das Unternehmen mit großen Sprüngen: »Wir haben uns nie vor einem gewissen unternehmerischen Risiko gescheut und letztlich auch nicht davor, im Ausland aktiv zu werden. Aber der Erfolg wurde uns nicht geschenkt, wir mussten um jeden Auftrag kämpfen. Heute sind rund 900 Mitarbeiter allein am Standort in Achern angesiedelt, unser mit Abstand größtes Werk, weil wir hier auch den Maschinenbau integriert haben«, spricht der Sohn des Firmengründers das wichtige Alleinstellungsmerkmal an. Denn: Das Unternehmen bietet einerseits die längsnahtgeschweißte Rohrproduktion, und andererseits die hierfür etablierte Entwicklung und Herstellung eigener Maschinen und Werkzeuge.

 

STRATEGIE

»Mein Vater hatte die Grundidee, längsnahtgeschweißte Edelstahlrohre auf selbsthergestellten Rohrprofilieranlagen zu produzieren. An dieser Idee hat er festgehalten und unermüdlich weitergetüftelt, bis er die erste Maschine vor sich hatte. Diese Herangehensweise haben wir über die Jahrzehnte beibehalten und stetig ausgefeilt, sodass wir heute weltweit auf höchstem technologischen Niveau mit unseren eigenen Anlagen arbeiten. « So kann die Fischer-Unternehmensgruppe dieselbe Produktqualität an jedem Standort für ihre Kunden sicherstellen. Kunden, die primär aus der Automobilbranche stammen und damit selbst in verschiedensten Ländern produzieren. »Wir sind einer von wenigen Zulieferern im Edelstahlrohrbereich, der weltweit mit einer eigenen Produktion direkt vor Ort bei der Produktion des Kunden ist. Mit diesem Konzept haben wir in punkto Geschwindigkeit, Rüstzeit und Qualität einen signifikanten Marktvorteil.« Gerade aus heutiger Sicht ein großer Pluspunkt, da das Unternehmen somit nicht nur kürzere Lieferketten hat, sondern auch nahezu unabhängig von internationalen Logistikketten agieren kann. Die Globalisierung effizient genutzt, könnte man sagen. Hans-Peter Fischer betont, dass dies keinem Zufall geschuldet ist: »Wir hatten schon immer die Philosophie ‚Think global, act local‘. Das heißt, wir produzieren vor Ort für den lokalen Markt und mit regionalem Rohmaterial. Für uns kam es nie in Frage, Ware über den Globus hinweg zu verschicken. Deshalb können wir schnell reagieren und uns auch wirklich um unsere Kunden und deren Anforderungen kümmern.«

»Be global,
think local .«

TECHNOLOGIE

Einen auf den Kunden gerichteten Fokus beweist die fischer group dabei nicht nur in der Standortwahl. Hinzu kommt ein weiteres ausschlaggebendes Argument: Die lasergeschweißten Rohre haben quasi keine Schwachstelle. »Der schwächste Punkt an einem geschweißten Rohr ist normalerweise die Schweißnaht. Vereinfacht gesagt haben wir in den letzten 15 Jahren die Laserschweißtechnologie so verfeinert, dass diese Schweißnaht bei unseren Produkten genauso stabil ist wie das Grundmaterial selbst.« Eine wichtige technologische Errungenschaft des Familienunternehmens, die Türen öffnet – gerade rechtzeitig: Obgleich der Erfolg des Familienbetriebs 1974 mit der Einführung der Katalysatoren in der Kfz-Abgastechnik rapide Fahrt aufnahm, weiß Hans-Peter Fischer, dass er aufgrund des Nachfragerückgangs nach Dieselfahrzeugen und der Entwicklung neuer Motorlösungen neue Wege mit seinen Rohren gehen muss. Etwa die Hälfte der Produkte des Global Players werden derzeit für die Automobilindustrie, genau genommen für Verbrennungsmotoren, produziert. Daneben bedient das Unternehmen auch Kundenanfragen aus dem Sanitärbereich, Flugzeug- und Schiffbau, für die Öl- und Gasindustrie sowie für spezifische Anlagen weltweit. »Derzeit kompensieren wir den Stückzahlrückgang im Verbrennungsmotorbereich durch eine erhöhte Wertschöpfung im Abgasbereich für Ottopartikelfilter (OPF) und Abgasrückführungssysteme. Aber das ist endlich. Deshalb pushen wir jetzt aktiv Bereiche abseits der Automobilbranche und gehen zudem in neue Geschäftsfelder hinein.« Damit bezieht sich Hans-Peter Fischer auf das Thema Wasserstoff – denn der technologische Vorsprung des Unternehmens kann hier vielversprechende Wachstumsmöglichkeiten eröffnen. Bis dato sind bei Wasserstoffanwendungen aufgrund des hohen Drucks nur gezogene Rohre zulässig. Die Firma Fischer will das ändern: »Wir beschäftigen uns seit Monaten intensiv mit der Thematik. Der Bedarf an qualitativ hochwertigen Rohrprodukten für Wasserstoffanwendungen wird in den kommenden Jahren zunehmen. Unsere Schweißnaht hält inzwischen mehr aus, als das Grundmaterial selbst – deshalb sind wir überzeugt davon, in diesem Bereich etwas bewirken zu können. Das ist aber bei Weitem nicht unser einziger Plan. 

 

INNOVATION

Hans-Peter Fischer wäre wohl kein Fischer, wenn er nicht – wie sein Vater – begeistert an einer völlig neuen Idee festhalten würde. Und genau das tut die Unternehmensgruppe, die die Corona-Zeit nutzte, um interne Betriebsabläufe zu überdenken und neu zu gestalten, Maschinen umzurüsten, den Materialfluss zu optimieren – und nicht zuletzt in ein völlig neues Produkt einzusteigen: »Im Januar 2022 haben wir mit der Produktion von Aluminiumbauteilen für Rahmenstrukturteile für ein amerikanisches E-Auto-Start-up begonnen, das bereits einige Auszeichnungen erhalten hat. Die Gründer vertreten die Philosophie, die besten Elektroautos der Welt herstellen zu wollen.« Dank eines innovativen Herstellungsverfahrens können Aluminiumteile in die Karosserie eingesetzt werden, wie es bisher nicht möglich war – das spart Gewicht und ermöglicht den E-Autos unter anderem, eine größere Reichweite zu erzielen. »Ende 2023 möchten wir ein weiteres Produktionswerk in Arizona aufbauen – in unmittelbarer Nähe zum Werk von Lucid.«

„Der technologische Vorsprung eröffnet Wachstumsmöglichkeiten.“

 

FAMILIE

»Am Standort in Achern haben wir keinen Betriebsrat. Bei einer Organisation in dieser Größe ist das schon etwas Besonderes «, zeigt sich Hans-Peter Fischer stolz. Er selbst beschreibt die Unternehmensgruppe als große Fischer-Familie, in der jeder nach dem anderen schaut: »Während der Corona-Pandemie beispielsweise gab es in Südafrika oder Mexiko keine Lohnfortzahlung vom Gesetzgeber, also haben wir die Mitarbeiter selbst weiterbezahlt. Es ist uns einfach wichtig, die Fischer-Welt im Einklang zu halten.« Eine Einstellung, die sich auch im Unternehmensführungsstil widerspiegelt. Mit einer eigenen Ausbildungswerkstatt am Standort in Achern setzt das Unternehmen überregional die Benchmark, und auch Fachkräfte sind beim Eintritt ins Familienunternehmen oft positiv überrascht. »Bei uns haben die Mitarbeiter viele Freiheiten. Gerade in Führungspositionen sind sie selbst kleine Unternehmer im Unternehmen, die entscheiden dürfen und viel Verantwortung tragen. Das erzeugt eine Denkweise bei den Führungskräften, die meiner Meinung nach für unsere Unternehmenskultur extrem wichtig ist. Diese Art von Führung beflügelt die Leute. Natürlich geht da auch einmal etwas schief. Aber wenn ich kein Vertrauen in meine Mannschaft habe, dann bleibe ich morgens am besten im Bett.«

 

VERTRAUEN

Ein Wort, das im Gespräch mit Hans-Peter Fischer immer wieder in einem bedeutungsvollen Kontext steht. Sei es das Vertrauen seiner Mitarbeiter in die fischer group als verlässlicher Arbeitgeber, sei es die Führungskultur, welche davon geprägt ist, Verantwortung an eben jene Mannschaft abzugeben; und nicht zuletzt bildete zu Gründungszeiten des heutigen Hidden Champions ein Vertrauensvorschuss den Startschuss für die Zusammenarbeit mit der Volksbank eG. Denn fragt man den erfolgreichen Unternehmer nach seinen Beweggründen, bei der Volksbank eG im Aufsichtsrat tätig zu sein, so liegt die Antwort auf der Hand: »Als mein Vater sich selbstständig machen wollte, hatte er nichts weiter als eine gute Idee. Keine finanziellen Rücklagen, keine Sicherheiten. Aber der Firmenkundenberater der Volksbank hier in Achern hat ihm vertraut und ihm den Rücken freigehalten. Wer weiß, in welcher Art und Weise es die Fischer-Unternehmensgruppe ohne die Volksbank heute geben würde.« Damit schließt sich der Kreis: Ein Global Player made in Seebach, gewachsen in Achern und heute erfolgreich auf der ganzen Welt – für Hans-Peter Fischer und 2.800 Mitarbeiter das Ergebnis einer vertrauensvollen Partnerschaft.