Intensivbau Mertz

Ich habe von
0 auf 100 beschleunigt

nicht in drei Sekunden,
aber in zehn.

Als Geschäftsführer der Intensivbau GmbH & Co. KG jongliert er Handwerker, Baukosten, Terminziele, staatliche Anforderungen, kommunale Wünsche und Wohnträume. Im Interview gibt Thomas Mertz Einblicke in seinen Hochleistungsalltag und erzählt, warum er auch bei Gegenwind nicht vom Gas geht.

 

SEIN JOB IST NICHTS FÜR
SCHWACHE NERVEN.

»…weil ich einfach
einen Anspruch an die
Qualität habe.«

 

NACHGEFRAGT

Herr Mertz, Sie sind mit der Intensivbau GmbH & Co.
KG einer der größten Investoren im Raum Achern –
und das als 2-Mann-Unternehmen. Wie haben Sie das
geschafft?

Eigentlich wollte ich nur meinen Lebensunterhalt verdienen.
*lacht*

Ich denke, die Energie, um im Leben voranzukommen, hatte ich schon immer. Mit 6 Jahren habe ich Altpapier gesammelt, für jedes Kilo gab es zehn Pfennig. Mit 17 Jahren habe ich meine erste Hausverwaltungsfirma gegründet und während meiner Studienzeit Seminare über Themen wie die Mietverwaltung an der IHK gehalten. Mit 30 Jahren habe ich die Intensivbau GmbH von meinen Eltern übernommen und dann ging es los: Ich habe gebaut und verkauft und gebaut und verkauft – 25 Jahre lang. Dabei habe ich aber stets etwas in den eigenen Bestand hineingebaut und so ist das Vermögen entstanden. Ich hatte wohl einfach ein glückliches Händchen.


Und sind Risiken eingegangen?
Sagen wir so, ich habe keine Angst. Heute habe ich natürlich einen gewissen Rückhalt, der so manche Entscheidung einfacher macht und damit das Risiko geringer hält. Zu Beginn bin ich aber sicherlich ein Risiko eingegangen. Als ich mich dazu entschlossen hatte, die ehemaligen Kasernen mit ca. 50.000 m2 zu erschließen – ein Projekt, an das sich sonst niemand getraut hatte – wurde mir oft gesagt, dass ich jetzt das Erbe meiner Eltern in den Sand gesetzt hätte. Schlussendlich war dieses Projekt aber der Durchbruch für die Intensivbau.


Große Projekte liegen Ihnen offensichtlich. Aktuell haben Sie
sich dem Wohnpark-Projekt auf dem ehemaligen SÜWAG-Areal
in Achern angenommen.

Das ist richtig, wobei ich dazu sagen möchte, dass ich mit der Intensivbau ganz normal in diese Größe hineingewachsen bin. »Ich habe von 0 auf 100 beschleunigt – nicht in drei Sekunden, aber in zehn.« Zu Beginn hatten wir Projekte mit sechs Wohneinheiten, dann zwölf, das zweitgrößte Projekt umfasste 36 Wohneinheiten. Auf dem SÜWAG-Areal realisieren wir jetzt zehn Häuser mit 159 Wohneinheiten und eine Garage mit mehr als 220 Parkplätzen.


Und das in einem ambitionierten Zeitrahmen, bedenkt
man die zusätzlichen Hürden aktuell, beispielsweise
die steigenden Materialpreise.

Genau. Den Rohbau haben wir in 13 Monaten hochgezogen. Zu Spitzenzeiten waren hierfür rund 100 Handwerker vor Ort. Für das gesamte Projekt haben wir zwischen 24 und 28 Monate veranschlagt – das ist schon sehr sportlich. Unser
Leitspruch »Erfolg durch Erfahrung« hat sich aber auch in diesem Projekt bezahlt gemacht. Ich möchte es anhand von ein paar Zahlen verdeutlichen: Wir haben für den Wohnpark ca. 12.000 m2 Rollrasen, 11.500 m2 Parkettboden und 1.000 Türen bestellt. Bei diesen Mengen hatte ich also auch in Zeiten von Corona eine andere Verhandlungsbasis. Hätte man für jede Wohnung andere Fliesen und andere Böden aussuchen können, wäre das Projekt noch nicht so weit und wir hätten die Preiserhöhungen für diese gestückelten Bestellungen stärker gespürt.

 

Das bedeutet also, dass alle Wohnungen
dieselbe Ausstattung haben?
Schließlich sollen einige preisgünstiger
am Markt angeboten werden?

Die Stadt Achern hat beschlossen, 22 Wohnungen des neuen Wohnparks für Bewohner mit Wohnberechtigungsschein anzubieten. Persönlich glaube ich nicht, dass wir die Zielgruppe – also typischerweise alleinerziehende Personen mit Kindern  in Achern ansprechen. Die Nachfrage hat mir doch gezeigt, dass sich primär junge Menschen und Paare bewerben oder ältere Personen, die ihr Haus aufgeben und modern und barrierefrei leben möchten. Für den Bau hatte ich dadurch zwei Möglichkeiten: Entweder ich baue passend zum Mietpreis – auf Badisch gesagt – billige Buden oder alle Wohneinheiten werden identisch. Ich habe mich für Letzteres entschieden, weil ich einfach einen Anspruch an die Qualität habe.


Ein konkretes Beispiel?
Wir bauen sehr vorausschauend, damit die Wünsche der Menschen auch in Zukunft noch erfüllt sind. Zum einen alles auf dem neuesten Stand der Technik, das ist klar. Zum anderen verbauen wir zum Beispiel in unseren Mietwohnungen als erster Bauträger in Baden-Württemberg eine Klimatisierung. Es wird schließlich immer wärmer bei uns. Alle Parkplätze sind außerdem auf Breitmaß ausgelegt, somit verzichte ich indirekt auf 41 Parkplätze.
Grund hierfür: Die Bewohner werden älter, brauchen mehr Platz, müssen die Autotüren ganz öffnen. Ich denke, als Zukunftsgestalter – um den Begriff der Volksbank zu verwenden – gehört diese Weitsicht zu unseren Aufgaben dazu.

»Mit 17 habe ich meine
Hausverwaltungsfirma gegründet …«

 

Die Volksbank eG – ein gutes Stichwort. Viele Unternehmen,
die mit Geldsummen in Ihrer Höhe arbeiten,
tun dies mit verschiedenen Banken. Sie sind jedoch
von Beginn an ausschließlich bei der Volksbank. Warum?

Da muss ich etwas weiter ausholen: Meinen ersten Kredit habe ich bei der Volksbank mit 22 Jahren für eine Eigentumswohnung bekommen. Fünf Jahre später wollte ich meine erste Halle für das Unternehmen Zweygart Hofer bauen. Ich kam
frisch aus dem Studium, hatte nur wenig Eigenkapital, noch keinen Mieter für meine Hallen-Vision, aber ich war überzeugt von diesem Projekt. Der Vorstandsvorsitzende der damaligen Volksbank Achern, Erich Schönle, hat mein Potenzial erkannt. Er schickte mich noch einmal los, meinte, ich solle einen Mieter finden und dann wiederkommen. Und genau das habe ich getan, habe vier Wochen später meinen Mieter vorgestellt und meine erste Halle für zwei Millionen DM gebaut. Die Volksbank war eben damals schon eine Gestalterbank. So kam ein um das andere Projekt mit steigendem Volumen – bis heute. Diese Stabilität und Treue zu meinen Geschäftspartnern ist für mich eine generelle Einstellung. So halte ich es auch mit meinen Handwerkern. Stehen neue Projekte an, versuche ich immer, mein Netzwerk mitzunehmen.

 

Wie eingangs bereits erwähnt: Sie sind ein 2-Mann-
Unternehmen. Ihre Leistungsstärke multiplizieren Sie
jedoch um ein Vielfaches mit Ihrem Partnernetzwerk.
Was ist das Erfolgsrezept, dass das so gut bei Ihnen
funktioniert?

Das Wichtigste: Immer positiv nach vorne schauen. In meinem Partnernetzwerk sind nur heimische Handwerker, die mich kennen und umgekehrt. So profitieren beide Seiten von einem gegenseitigen Vertrauen und einem fairen Geben und Nehmen. Wenn ein Handwerker eine Rechnung stellt, wird sie innerhalb eines Tages bezahlt. Auch Schlussrechnungen liegen maximal eine Woche bei uns, das ist nicht branchenüblich. Umgekehrt lege ich sehr viel Wert darauf, dass Mängel schnell beseitigt werden. Wer mit mir zusammenarbeitet, weiß, dass ich nicht hören will, wo die Probleme liegen. Ich will wissen, wann es weitergeht, wann es erledigt ist, wann der Einzugstermin ist – den Blick eben immer nach vorne gerichtet, und zwar positiv, positiv, positiv.

 

Die zahlreichen Projekte der Intensivbau
sprechen jedenfalls für Ihren Unternehmensstil.
Wollen Sie denn weiterhin wachsen?

Tendenziell ist meine Einstellung aktuell, etwas zu konsolidieren und den Markt zu beobachten. Denn: Gier frisst Hirn. Wir haben bei den Mietwohnungen eine riesige Nachfrage und auch der Bau selbst boomt, die Preise explodieren. Die Frage ist, wie lange das noch so weitergehen kann. Die Menschen können diese Preise irgendwann nicht mehr bezahlen – spätestens dann gehe ich von einem Rückgang der Nachfrage aus. Aber klar, man weiß nie, was die Zukunft bringt und welche
Grundstücke man zum Beispiel bekommt. Übrigens auch ein Aspekt, der mich oft antreibt: Denn umso erfolgreicher man wird, desto mehr Gegenwind gibt es. Da heißt es dann immer weniger »Gott sei Dank baut der Mertz jetzt 159 Wohnungen«, sondern immer öfter »Jetzt baut der Mertz noch mehr und bekommt noch mehr«. Aber: Je mehr Widerstand, desto mehr Antrieb habe ich.

 

Und Sie bleiben auf dem Gaspedal – länger, als es die
meisten an Ihrer Stelle tun würden – und machen weiter?

Genau. Materiell gesehen könnte ich schon lange die Planung der Unternehmensnachfolge starten. Aber fragen Sie einmal einen Gärtner, der bereits 5.000 Bäume gepflanzt hat, warum er noch weiter macht – die Antwort liegt auf der Hand: Der Antrieb ist noch da. Und meine Hauptölquelle, meine Familie, steht hinter mir. Das Gesamtumfeld stimmt einfach. Apropos Familie, das ist doch am Ende des Tages die wahre Herausforderung im Leben: Vor kurzem wollte mich meine pubertierende Tochter noch heiraten, und heute muss ich freundlich fragen, wenn ich zu ihr ins Zimmer kommen möchte. *lacht*

 

Treten Ihre Kinder denn einmal in Ihre Fußstapfen?
Das dürfen sie selbst entscheiden. Meine beiden Kinder sollen sich den Job aussuchen, der ihnen Spaß macht. Das ist das Wichtigste. Die Tendenz ist zwar aktuell schon da – beide wollen mich immer auf die austellen begleiten – aber schauen wir, was daraus wird. Das Einzige, was ich ihnen mit auf den Weg geben kann, ist eine ewisse Erdung, eine Bodenständigkeit. Die bekommen sie von mir. Der Rest liegt dann in ihrer Hand.

 

Wir dürfen also gespannt bleiben und
lassen Sie nun wieder mit Vollgas an Ihre
Arbeit. Vielen Dank für das Interview, Herr Mertz.