Fritz GmbH & Co. KG

»Quantensprünge
sind wichtig -
beim
Generationenwechsel.«

‚Fritz, die Ente‘ ist in Offenburg ein Begriff. Und zwar nicht nur wegen des bekannten roten Fuhrparks mit gelbem Quietscheenten-Aufdruck (wussten Sie schon, dass diese Enten zum Fahrer des jeweiligen Autos passen? Es ist kein Zufall, wenn eine Ente mit Gitarre abgebildet ist. Mehr noch ist das Gebäudetechnik-Unternehmen mit Gründung im Jahr 1910 durch den Großvater des heutigen Geschäftsführers ein wahres Urgestein. Beim Interview mit Enkel Karl-Hans Petersen-Fritz und dessen Sohn und Nachfolger Christoph Petersen wird schnell klar: Dieses Unternehmen mag über 110 Jahre alt sein – die Themen und künftigen Herangehensweisen hingegen sind fortschrittlicher denn je.

 

Herr Petersen-Fritz, Sie führen seit rund 40 Jahren das Unternehmen, welches einst Ihr Großvater gegründet und später auch Ihr Vater geführt hat. Seitdem hat sich vieles verändert – insbesondere unter Ihrer Führung. Hatten Sie sich das so vorgestellt?

Karl-Hans Petersen-Fritz: Ich bin natürlich mit einem gewissen Anspruch und Horizont in das Unternehmen eingetreten – und das ist auch gut so. Anfangs hatten wir zwei Autos in der Firma und haben alle innerstädtischen Aufträge mit dem Handkarren bedient. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Der Fortschritt steht nicht still. Ich muss heute noch darüber lachen, wenn ich an den Widerstand meines Vaters denke, als ich damals eine Schreibmaschine und ein Faxgerät gekauft habe – und jetzt strauchle ich selbst bei der Entwicklung hin zum papierlosen Büro. *lacht* Diese Quantensprünge, wie sie nun auch mein Sohn ins Unternehmen bringt, sind richtig und wichtig beim Generationenwechsel. Ich habe jetzt über ein halbes Jahrhundert miterlebt, wie sich das Unternehmen und die Anforderungen verändern: Wir waren klassische Handwerker und sind heute ein Hightech-Unternehmen. Wir waren auf den Sanitärbereich fokussiert, heute kann man ein Gewerk der Haustechnik nicht mehr alleinstehend betrachten. Von der Wärmepumpe im Keller bis zur Photovoltaikanlange auf dem Dach spielt alles zusammen. Die Bandbreite dessen, was wir heute leisten, lässt sich nicht mehr mit dem Stand vor 40 Jahren vergleichen. Doch zugegeben: Das Leistungsspektrum ist schon deutlich breiter gefächert, als ich es mir hätte vorstellen können.

Würden Sie sagen, dass ein entscheidender Erfolgsfaktor für diese Quantensprünge und damit für die Entwicklung des Unternehmens der Blick nach außen ist, den Sie – wie auch Ihr Sohn – gewagt haben, ehe Sie ins Familienunternehmen eintraten?

Karl-Hans Petersen-Fritz: Mein Vater war noch gelernter Blechner- und Installateurmeister, ich selbst habe den Diplomingenieur abgeschlossen und mein Sohn hat nun einen Masterabschluss. Das zeigt bereits, wie sehr die Anforderungen an unser Gewerbe und unseren Beruf gewachsen sind. Ich halte es daher für enorm wichtig, dass man sich vom heimisch behüteten Nest loslöst, die Menschen »hinter den Bergen« kennenlernt und sich in der Welt umschaut – und dann mit neuen Ideen zurückkommt.

Christoph Petersen: Dieser Blick über den eigenen Unternehmensrand hinweg ist Gold wert, um Fortschritt in ein Unternehmen zu bringen. In der Handwerkerbranche vor Ort kennt man sich untereinander. Außerhalb der Region war ich daher in meinen ersten Berufsjahren nicht »der Sohn vom Fritz«. Im Gegenteil: In der Schweiz war ich zu Beginn irgendeine Nummer von 4.000 Mitarbeitern, musste mich selbst beweisen und habe schließlich miterlebt, wie starkes Wachstum realisiert wird und neu entwickelte Ansätze und Ideen aus Großprojekten auch in die Breite gebracht werden können.

"Wir waren klassische
Handwerker und sind
heute ein Hightech-
Unternehmen."

 

Vom Großunternehmen in der Schweiz nun zurück ins mittelständische Familienunternehmen. Wie fühlt sich diese erste Zeit an?

Christoph Petersen: Die größte Umstellung war für mich tatsächlich der Schritt in die Führungsposition selbst, im Besonderen das Thema Kommunikation. In meiner Projektleiterposition zuvor gab es einen regelmäßigen Austausch und Feedback. Mit meinem Chef fand das primär per Mail statt, weil er viel für unsere internationalen Projekte unterwegs war. Hier im Familienbetrieb habe ich dann schnell gemerkt, dass Rundmails und Co. gar nicht gut ankommen. Ich muss mit den Leuten persönlich sprechen, wenn ich meine Ideen und Ansätze richtig transportieren will.

Man muss auch dazu sagen: Im Unternehmen gibt es aktuell keinen Mitarbeitenden, den Ihr Vater nicht selbst eingestellt hat. Nun müssen Sie, Herr Petersen, diese 40 Jahre in irgendeiner Form kompensieren. Gleichzeitig sind die Auftragsbücher voll, die Kunden verlangen Lösungen und Fortschritt – es bleibt Ihnen also keine Zeit, die Nachfolge über Jahre vorzubereiten oder ewig eine Doppelstruktur zu fahren. Würden Sie sagen, Ihnen gelingt die Unternehmensnachfolge bzw. die Akzeptanz?

Christoph Petersen: Ich habe auf ein sehr wirksames Instrument zurückgegriffen: Mitarbeitergespräche. Jeweils über eine Stunde habe ich mit jedem einzelnen Fritz-Mitarbeiter gesprochen – also knapp 60 Gespräche unter vier Augen über Monate hinweg. Das war ein wichtiger Einstieg und ich glaube, so habe ich auch einen Zugriff auf die Leute bekommen, es ihnen erleichtert, mich kennenzulernen und umgekehrt. Übrigens hat sich daraus auch eine der ersten Änderungen im Unternehmen ergeben: Ich habe eine professionelle Du-Kultur eingeführt.

Karl-Hans Petersen-Fritz: Unsere »Big Family« ist Teil unserer Firmenphilosophie, das weiß Christoph. Wir haben eine durchschnittliche Firmenzugehörigkeit von rund zehn Jahren und sehr wenig Fluktuation – deshalb spielt das Persönliche eine so große Rolle. Bisher hat Christoph manche Mitarbeiter aus der Distanz gekannt, aber das hätte nicht gereicht für einen erfolgreichen Generationenwechsel, wo es um persönliche und unternehmerische Ziele geht.

Christoph Petersen: Das stimmt. Schlussendlich muss es mir gelingen, die Mitarbeiter abzuholen und mitzunehmen, um den Erfolg zu halten und beispielsweise auch neue Ansätze, wie die Digitalisierung bestimmter Prozesse im Unternehmen, voranzutreiben. Man muss bedenken: Manche Mitarbeiter kennen mich noch, wie ich als kleiner Junge durch das Unternehmen gelaufen bin, und diesen will ich nun erzählen, warum wir etwas ändern, was sie bereits seit über 20 Jahren so machen.

Sie wagen sich also direkt an interne Veränderungen heran. Wird es davon noch mehr geben?

Christoph Petersen: Ja, ich bleibe da jetzt bestmöglich dran und führe auch eine neue Organisationsstruktur mit Teamleiterpositionen ein. Diese haben dann mehr Verantwortung, sind aber auch mehr an Entscheidungen beteiligt. Die Mitarbeiter bei Veränderungsprozessen mit einzubinden, finde ich enorm wichtig. Dann ist die Erfolgsquote von vornherein höher.

Karl-Hans Petersen-Fritz: Christoph schafft damit Strukturen, die ein weiteres Wachstum möglich machen. Unsere Kunden wachsen ebenfalls. Möchten wir sie weiter bedienen, müssen wir da mitspielen können. Deshalb haben wir eine Vision davon, wo wir hinwollen – schließlich wollen wir nicht stehenbleiben – doch mit meiner bisherigen Unternehmensführung würden wir jetzt an Grenzen kommen. Je größer man wird, desto weniger kann man eben alles allein steuern.

Gibt es bereits konkrete Pläne für diese Wachstumsstrategie?

Karl-Hans Petersen-Fritz: In Zukunft wird es kleine Handwerksunternehmen geben, die mehr oder weniger das Waschbecken an die Wand schrauben und dann wird es Unternehmen geben, die komplexe Lösungen anbieten und hierfür auch die Planung übernehmen. Zu Letzteren zählen wir, und hier möchten wir uns als Marke auch bewusst positionieren. Deshalb ist ein Gedanke durch Aufkauf eines Elektrounternehmens einen weiteren Zweig bei uns mit anzugliedern, den wir aktuell noch nicht abdecken können.

Wir waren klassische Handwerker und sind heute ein Hightech- Unternehmen.

Christoph Petersen: Ich möchte hier noch einen weiteren Ansatz ergänzen. Denn ein Bereich, in dem ich bereits weitreichende Erfahrung sammeln konnte, ist das Thema Vorfertigung und Modularisierung. Sprich, Teile – vielleicht auch im großen Stil – in einer Halle vorzufertigen, die dann vor Ort auf der Baustelle nur noch verbunden werden müssen. Dazu muss im Vorfeld in der Planung viel geleistet werden, denn jede Immobilie soll natürlich weiterhin individuell sein. An dieser Stelle kann man sehr viel von der Automobilindustrie lernen, die es Konsumenten ermöglicht, ein Auto online zu konfigurieren, während die Technik dahinter dennoch auf einem Baukastensystem beruht. Es geht also darum, ein Gebäude nicht mehr zu zeichnen, sondern es zu programmieren, und unter Berücksichtigung vieler Zusammenhänge die Gebäudetechnik modular auf die Nutzung und Anforderung anzupassen. 

Stichwort Gebäudetechnik: Welche Priorität schreiben Sie hierbei dem Thema Nachhaltigkeit zu?

Karl-Hans Petersen-Fritz: Wir sind die, die Klimaschutz aktiv betreiben. Wir setzen die innovativen Ideen zur CO2-Einsparung im Gebäude um. Das, was Greta auf einem Transparent in die Höhe hält, ist unser Job. Deshalb sehe ich unsere Branche auch als regulativ an, wenn es um die Umsetzung von sinnvollen Maßnahmen geht. Die Vorgaben der Politik können da schon irreführend sein.

Christoph Petersen: Meiner Meinung nach muss der Fokus auf der Energieerzeugung liegen, also dem Thema, wie wir die Energie ins Gebäude bringen. Das ist der entscheidende Hebel, das Zukunftsthema, und da kommen wir ins Spiel. Wir können mit erneuerbaren Energien gute autarke Systeme generieren und uns mit der Nutzung dieser Ressourcen von den fossilen Energien lösen. Die Lösungsmöglichkeiten sind dabei vielzählig. Der Wärmepumpe wird beispielsweise ein entscheidender Beitrag zugeschrieben. Sobald der technologische Fortschritt die Problematik der Leistungsbegrenzung von Wärmepumpen löst, sodass auch Hochtemperaturnetze betrieben werden können, sehe ich hier auch großes Potenzial. Die Themen Nahwärmenetz und Prozesswärme rücken in der Region auch immer mehr in den Fokus. Erst vor kurzem habe ich gelesen, dass erste Heizungen, die komplett mit Wasserstoff betrieben werden, auf den Markt kommen und somit Gasnetze ablösen sollen. In jedem Fall liegen in der Thematik riesige Chancen für unsere Branche.

Herr Petersen, eine Chance zu erkennen zählt ja quasi zu Ihren Hauptaufgaben, schließlich liegt nun eine große Verantwortung auf Ihren Schultern. Wohin geht Ihrer Meinung nach die Reise mit Ihrem Familienunternehmen?

Christoph Petersen: Ich möchte die Digitalisierung im Unternehmen vorantreiben und sehe im Thema Building Information Modeling – also die digitale Gebäudetechnikplanung – riesige Entwicklungsmöglichkeiten. Auf lange Sicht sollten Großprojekte gar nicht mehr anders umgesetzt werden. Building Information Modeling ist ja nicht nur ein digitales Tool für ein Gebäudemodell, es ist viel mehr auch eine Methodik für die Zusammenarbeit: Sanitärplaner, Elektriker, Heizungsbauer, der Architekt – Ziel ist es, dass sie alle gemeinsam an einem Modell planen, sich immer wieder austauschen und den Bauherrn auch transparent mit einbeziehen können. Das ganze Modell soll so exakt sein, dass man mit einer VR-Brille über die virtuelle Baustelle laufen kann und maßstabsgetreu sieht, ob die Planungen auch funktionieren. Diese Erkenntnisse erhalten heutzutage die Bauarbeiter erst vor Ort. Mit dem Building Information Modeling ließen sich also enorm Zeit und Kosten sparen. Idealerweise könnten diese BIM-Modelle dann auch an das Facility Management übergeben werden und so weiter. Ich denke, in den nächsten Jahren wird das immer mehr zum Thema werden. Deshalb suchen wir uns schon jetzt Partner, die das mit uns leisten können und wollen, die die Kompetenz und die Bereitschaft haben, da aktiv in die Zukunft zu gehen. 

Sehr beeindruckend. Sie übernehmen ein 112 Jahre altes Unternehmen – aber die Themen, die wir hier heute von Ihnen hören, präsentieren ein hochmodernes Unternehmen mit einer großen Zukunftsfähigkeit.

Christoph Petersen: …, weil wir keine Angst haben müssen vor einer Destruktion des Handwerks. Natürlich werden Themen wie die Robotertechnik auch auf Baustellen zunehmend präsent, aber am Ende des Tages muss noch ein Handwerker vor Ort sein. Das Thema Dienstleistungsstärke zeichnet Fritz bereits heute aus und wird zukünftig noch wichtiger werden. Eine Sache, die ich mir durchaus auch vorstellen kann, ist hierbei der Aufbau einer IT-Struktur, mit der wir die gesamte Haustechnik überwachen können. Dafür möchten wir eine Plattform schaffen, die mit allen Herstellern kompatibel ist, deren Produkte wir einsetzen. Denn natürlich hat jeder Hersteller das Bestreben, seine eigene Plattform zu pushen. Wir suchen jedoch nach einer Lösung für eine herstellerübergreifende Plattform, über die wir die gesamte Haustechnik verwalten können und beispielsweise Störungen so auch direkt bei uns aufschlagen. Das »Fritz, die Ente-Ökosystem«.

Christoph Petersen: *lacht* Warum nicht.

Herr Petersen-Fritz, was denken Sie, wenn Sie die Visionen Ihres Sohnes hören? Steckt in ihm ein Zukunftsgestalter?

Karl-Hans Petersen-Fritz: Natürlich. Würde ich es ihm nicht zutrauen, würde ich es ihm nicht zumuten. In erster Linie bin ich schließlich Vater. Die Visionen für Fritz Gebäudetechnik tragen wir gemeinsam, die Ziele haben wir gemeinsam. Aber er muss jetzt den Weg wählen, den wir gehen. Schlussendlich übergebe ich ihm ein Unternehmen, das ich mit einer Handvoll Leute übernommen habe und das heute ein paar Millionen wiegt – da sind natürlich das Risiko, die Verantwortung und die Anforderungen größer. Aber ich glaube an die Zukunft und daran, dass mein Sohn das Unternehmen weiterbringen wird.

Wir wünschen Ihnen dabei viel Erfolg. Vielen Dank Ihnen beiden.  

 

 

"Das Thema Dienstleistungsstärke zeichnet
Fritz bereits heute aus und wird zukünftig
noch wichtiger werden."

 

CHRISTOPH PETERSEN
Geschäftsführer in der 4. Generation
Seit Oktober 2020 arbeitet sich der Master-Absolvent als Nachfolger ins Familienunternehmen ein. Zehn Jahre war der Ingenieur von Zuhause fort, sammelte erste Berufserfahrung in Stuttgart und verbrachte die letzten fünf Jahre in der Schweiz in einem Unternehmen mit 4.000 Mitarbeitenden. Mit namhaften Projekten wie dem Terminal 3 am Flughafen in Frankfurt am Main und dem größten modularen Laborgebäude Europas in Basel begleitete er den Fortschritt und schärfte so seinen Blick für zukunftsweisende Möglichkeiten. Dieses Know-how will er nun im Familienunternehmen zum Einsatz bringen. 

KARL-HANS PETERSEN-FRITZ
Geschäftsführer in der 3. Generation
1987 trat Karl-Hans Petersen-Fritz in die Fußstapfen seines Vaters und übernahm die Geschäftsführung der Fritz GmbH & Co. KG. Der Diplom-Ingenieur in der Fachrichtung Versorgungstechnik hatte zuvor Erfahrung in einem großen Ingenieurbüro in Karlsruhe gesammelt, unter anderem mit dem Bau von Krankenhäusern, und brachte das Familienunternehmen voran: Vom kleinen Handwerksbetrieb mit 7 Mitarbeitenden entwickelte er die Sanitärfirma weiter, hin zum erfolgreichen Mittelständler mit rund 60 Teammitgliedern und einem umfangreichen Leistungsportfolio. Seit über 25 Jahren ist Karl-Hans Petersen-Fritz zudem ein enger Weggefährte der Volksbank eG – Die Gestalterbank. Er begleitete das Wachstum der Bank dreizehn Jahre lang in der Rolle des Aufsichtsratsvorsitzenden, anschließend und bis heute als stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender. Eine besondere Verbindung, die