Peter Schweikert

„Eine gute Geschichte beginnt selten mit einem Salat …“

Für einen Genussmenschen wie Peter Schweikert, geht ein köstliches Essen einher mit einem harmonierenden Glas Wein. Der Feinschmecker liebt es, die verschiedenen Reben, Kulturen und Winzer kennenzulernen. Eine Neugier, die den langjährigen Volksbänker auch die gesamte Karriere begleitete. Staubige Routinen sucht man bei ihm vergebens: Er verbrachte die vergangenen 4 Jahre damit, eine neue Strategie in der Gestalterbank zu etablieren …

Herr Schweikert, Sie bleiben der Gestalterbank als Geschäftsführer der First Innovation Invest erhalten – obwohl Sie in den Ruhestand gehen könnten. Warum?

In Anlehnung an einen bekannten Musiker sage ich: „If it’s not good yet, it’s not the end.“ Deshalb habe ich noch einen Anspruch an mich, an mein Tun und an den Erfolg der Volksbank. Der Aufbau unserer Beteiligungsholding First Innovation Invest war eine große Herausforderung. Nun bietet sich die Chance, die begonnene Strategie zu etablieren und auszubauen.

Erzählen Sie mehr zur First Innovation Invest. Wie steht sie im Zusammenhang mit der Gestalterbank? Welche Rolle nimmt sie ein?

Die First Innovation Invest war quasi unsere eigene Start-up-Gründung. Junge Unternehmen sind Innova-
tionstreiber und unsere Kunden von Morgen. Deshalb riefen wir 2017 die First Innovation Invest GmbH als 100-prozentige Tochtergesellschaft der Volksbank ins Leben. Über sie können wir als Eigenkapitalgeber für Start-up Unternehmen fungieren. Das Geschäftsmodell ist, Unternehmen in einer frühen Phase zu gewinnen und über alle Unternehmensphasen hinweg das Wachstum zu begleiten – aber eben nicht nur mit dem klassischen Bankkredit, sondern auch mit Eigenkapital. Wir verdienen unser Geld also nicht durch Zinsen, sondern indem wir Unternehmenswerte steigern.

Waren die ersten Schritte eine große Herausforderung? Die Entwicklung der Strategie, der Aufbau Ihres Netzwerks? Schließlich waren Sie viele Jahre in völlig anderen Bereichen der Bank tätig.

Vom Thema Investments hatte ich trotz langjähriger Erfahrung im betriebswirtschaftlichen Bereich so viel Ahnung wie, naja, wie man von einem Bereich hat, in dem man noch nie unterwegs war. *lacht*

Es ist bei den Investments wie bei einem guten Glas Wein: Die Geschichte, die hinter dem Wein steht, die gesamte Produktion, die Winzer-Persönlichkeit – all das kann man kennenlernen. Indem ich mich mit den Winzern unterhielt, lernte ich mit der Zeit neben der Weintechnik auch Sprachen wie Italienisch und Französisch. Für mein neues Aufgabengebiet bedeutete es auch, erst einmal den Austausch zu suchen und zu lernen. Veranstaltungen in der Gründerszene, Gespräche mit Unternehmern und Investoren sind der Rahmen – letztlich sind es die Verbindungen zu Menschen, wie im klassischen Bankgeschäft eben auch. Was fehlte, waren schließlich nur noch die Unternehmen, der sogenannte ‚Dealflow‘.

Und die haben Sie dann gefunden?

Gemeinsam mit der Wirtschaftsinitiative „Baden-Württemberg connected“, begleiten wir junge Unternehmen bereits in der PreSeed-Phase als Co-Investor mit dem Land. So konnten wir über einen großen Teil der 14 Millionen Landesmittel für Gründer entscheiden. Parallel hierzu hat die Volksbank in zwei institutionelle Fonds der Lea-Partners investiert. Und so hat sich ein Netzwerk an Investoren, Fonds und Gründern gebildet – das Ganze wurde praktisch immer weiter ausgebaut. Und: Wir wissen dieses Netzwerk zu spielen, das ist ein riesiger Asset. So waren wir engagiert unterwegs und haben Risikokapital zur Verfügung gestellt, wie es keine andere Bank zu dem Zeitpunkt in Baden-Württemberg getan hat. Bis wir feststellten: Wir hatten einen Leuchtturm erstellt, der auf das gesamte Bundesland strahlte. Heute kann ich sagen, es dürfte kaum noch eine Gründung in Baden-Württemberg geben, von der wir nichts erfahren. Und das ist ein sehr hoher Anspruch.

Mit der „Höhle der Löwen“ hat ja heute jeder eine gewisse Vorstellung von Start-up Investments. Kann man sich das bei der First Innovation Invest ähnlich vorstellen? Stehen Menschen und Geschichten hier auch im Mittelpunkt für den Erfolg?

*grinst* Mit unserem Team veranstalten wir selbst Pitching-Events und begleiten die unserer Partner auch als Juroren. Ganz klar steht neben dem Businessplan das Storytelling im Mittelpunkt – also die Frage: „Wie erklärt man in 5 Minuten ein Geschäftsmodell, sodass man es versteht“? Das gilt für die Unternehmer und Unternehmen, in die wir investieren, das galt aber auch für unseren eigenen Erfolg. Unsere Geschichte war für den Aufbau unseres Netzwerks immens wichtig: Wie kommt die Volksbank auf das Thema Investment? Die Existenzgründung, die Förderung des Mittelstands und der Selbstständigkeit – all das sind ja die ureigenen Aufgaben unserer Bank. Nun also zu sagen „Wir suchen die erfolgreichen Mittelständler von morgen“ passt in unser genossenschaftliches Denken. Kombiniert mit unserer Affinität zur Digitalisierung, einer Kombination aus Transformations- und Transaktionsgeschäft und vielen weiteren strategisch wichtigen Details entstand quasi die Erfolgsgeschichte der First Innovation Invest. Und mit Storytelling kommt man ins Gespräch.

 

„Ich probiere Unternehmen aus
wie Weine bei einer Weinprobe
und versuche die Struktur
und Charakteristik zu erkennen.“
– Peter Schweikert

 

Heute lerne ich jede Woche 5 bis 8 neue Geschäftsmodelle und Unternehmer kennen, ihre Passion, die Motivation und welche Ziele dahinterstecken. Ich probiere Unternehmen aus wie Weine bei einer Weinprobe und versuche die Struktur und Charakteristik zu erkennen und herauszuarbeiten. Es geht dabei nicht darum, ob mir das Geschäftsmodell persönlich schmeckt. Es geht darum, ob das Geschäftsmodell trägt und Kunden findet, denen es schmeckt und die es begeistert. Diese Arbeit ist ein Genuss. Und dieses genießerische Element ist das, was mich antreibt.

Abschließende Frage, Herr Schweikert: Worauf freuen Sie sich nun in Ihrer neuen Rolle als Geschäftsführer der First Innovation Invest am meisten?

Ich freue mich darauf, mit unserer Tochterfirma und dem Team der Firmenbank unsere Erfolgsgeschichte weiter zu gestalten. In der Volksbank ergänzen wir mit der First Innovation Invest nun optimal den neuen Teilbereich der Innovationsfinanzierung – und haben bis hierher bereits eine tolle Erfolgsgeschichte geschrieben. Dennoch wollen wir weiter wachsen, die Netzwerke weiter ausbauen und dabei die Qualität aufrecht erhalten. Wie bei einem guten Wein ist das ein spannender Prozess: Man kann eine Rebe kultivieren und veredeln. Optimiert man zu viel, könnte allerdings die besondere Charakteristik verloren gehen. Es ist viel Arbeit für ein besonderes Glas Wein. Doch eine gute Geschichte beginnt selten mit einem Salat. Erfolg fällt eben niemandem in den Schoß: keinem Winzer und keinem Volksbanker.

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