Igelherz e.V.
Großes Herz für kleine Stacheltiere
Es tut einem in der Seele weh, wenn man die kleinen, stacheligen Lebewesen reglos am Straßenrand liegen sieht. Nachts werden sie von Autofahrern oft erst viel zu spät gesehen und da der Hunger die eigentlich nachtaktiven Tiere auch immer häufiger tagsüber hinaustreibt, werden sie damit leichte Beute für Räuber. Das reduziert den Bestand an Igeln in Deutschland leider immer weiter.
Eine, die sich dieser Entwicklung mit großer Leidenschaft und beständigem Einsatz entgehen stellt, ist Karin Hohn, aktives Mitglied und Betreiberin der Station Igelherz e.V. Gemeinsam mit insgesamt 33 Mitgliedern hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, kranke, verletzte und anderweitig hilfsbedürftige Tiere aufzunehmen, aufzupäppeln und wieder auszuwildern. Woher die Zuneigung ausgerechnet für die kleinen Stacheltiere kommt, ist schnell erklärt: „Als ich acht Jahre alt war, brachte mein großer Bruder einen verletzten Igel mit nach Hause. Den habe ich wieder gesund gepflegt“, erinnert sich Frau Hohn mit einem Lächeln. „Seitdem sind mir die Tiere unendlich ans Herz gewachsen.“
Daraus entwickelte sich eine Leidenschaft, die oftmals Leiden schafft. Denn auch wenn die meisten Menschen Igeln im Allgemeinen vermutlich eher zugeneigt sind – eine feste Pflegestelle für die Insektenfresser zu finden und auch nachhaltig zu betreiben, erweist sich als ausgesprochen schwierig. Die Igelpflege ist organisatorisch wie emotional herausfordernd: es gilt mit einer hohen Besucherfrequenz ebenso umzugehen wie mit dem markanten Geruch der Tiere – und man muss aufpassen, dass die eigene Gesundheit und das Privatleben neben der zeitaufwendigen Pflege nicht zu kurz kommen.
Wo ein Wille ist, da ist ein Weg – für über 300 Tiere.
Mit diesen und weiteren Herausforderungen sah und sieht sich Karin Hohn im Laufe der Jahre konfrontiert: „Nach langem Hin und Her konnten wir zum Glück zwei Stationen in Schwenningen gründen“ berichtet Frau Hohn. „Leider wurden die Betreiberinnen vom Andrang und dem Bedarf an Pflegestellen so überrascht, dass beide irgendwann aufgrund zeitlicher, beruflicher, beziehungsweise familiärer Aspekte wieder aufgeben mussten.“ Ein schwerer Schlag, von dem sich Karin Hohn aber nicht entmutigen lässt.
So kam es schließlich zur Gründung des Vereins und zum Bau der Igelstation auf dem Grundstück von Familie Hohn. Dort hat sie allein im Jahr 2023 über 300 kranke, verletzte sowie mutterlose Igel angenommen. Eine Zahl, die tatsächlich noch höher sein könnte. „Gerade zur Jungigelzeit im September müssen wir manche Funde leider ablehnen“, seufzt Karin Hohn traurig. „Das bringt zum Teil leider Unverständnis und auch Anfeindungen der Finder mit sich, die das nicht verstehen können. Das ist dann zum Selbstschutz, aber auch zum Schutz für die anderen Pflegefälle, die sonst zu kurz kommen.“
Zeit- und Platzmangel trotz eigenem Garten, eigenem Haus und eigener Auffangstation
14 Boxen und eine Notfallbox – mit diesem Platz muss Karin Hohn zurechtkommen. Sind die Boxen belegt, ist der Aufwand nicht zu unterschätzen. Schließlich gibt es neben all der Leidenschaft für Igel auch noch eine Familie und ein Privatleben. Zumal die Igel-Pflegemama im eigenen Haus noch weitere, große Gehege für Igelmütter mit großem Wurf bereithält. Auch mutterlose Igelbabys päppelt Frau Hohn eigenhändig im Haus auf: „Die brauchen sehr viel Pflege und Aufmerksamkeit und müssen alle vier Stunden gefüttert werden“, erzählt sie und fährt fort „Da ist es besser, immer schnell zur Stelle sein zu können und ein Auge darauf zu haben, und ja, jedes der kleinen Tiere hat seinen eigenen Namen“.
So viel Einsatz hat jede Unterstützung verdient – und auch dringend nötig. Igelherz e.V. finanziert sich ausschließlich über Spenden, mit denen Unterbringung, Ernährung, Medikamente, Tierarztkosten und einiges mehr finanziert werden müssen. Keine Frage also, dass die Volksbank eG – Die Gestalterbank mit einer Spende einen Teil dazu beiträgt. „Die Spende der Gestalterbank war ein echter Segen für uns, denn mit dem Bau der Pflegestation auf dem eigenen Grundstück mussten wir deutlich in Vorkasse gehen,“ zeigt sich Karin Hohn erleichtert.
Mit der Spende der Gestalterbank hat das Ehepaar die Innenausstattung und das Dach der Pflegestation finanziert, die seit April 2023 auf dem eigenen Grundstück steht. Der alte Bürocontainer wurde dort per Kran platziert – ein Gefallen des benachbarten Bauunternehmens. Schön zu sehen, dass der Igel ein paar so hilfsbereite und aktive Unterstützer hat.
Lebensraum des europäischen Igels
Igel sind gefährdet – nicht nur durch Straßenverkehr, sondern auch durch den Mangel an Lebensraum: Es gibt kaum mehr Gärten, die überhaupt zum Leben und zur Überwinterung von Igeln geeignet sind. Bis zu 70 % der Insekten, von denen sich Igel ernähren, sind mittlerweile in den hiesigen Gärten nicht mehr zu finden und auch in der übrigen Natur werden es immer weniger. Gartenbesitzer können ihre Gärten wieder igel- und insektenfreundlich gestalten und auch eine Wiederauswilderung übernehmen beziehungsweise möglich machen.
Tagesablauf einer Igel-Mama
Nach dem Frühstück geht es direkt mit Saubermachen der Gehege und Boxen sowie der Krankenbehandlung los. Ist die Station voll belegt, springen auch private Helferinnen und Helfer ein. So kann Karin Hohn sich auf die Pflege und Behandlung konzentrieren. Alles streng nach Protokoll, schließlich soll jeder Igel die bestmögliche Fürsorge erhalten. Dabei sind Entwurmung und Aufbauspritzen aufgrund der Unterernährung die häufigsten Behandlungen. Stuhluntersuchungen auf etwaige Würmer gehören ebenfalls zum Standardprogramm. Hinzu kommen Neuaufnahmen, Besucher, Fütterung und auch organisatorische Aufgaben. Und schon sind acht Stunden am Tag schnell rum. Hilfe und Spenden sind also jederzeit willkommen. ■