Lady Wings

„Voller Einsatz auf dem Eis“

Die Lady Wings des Schwenninger ERC 04 e.V.

Fällt der Name Schwenninger Wild Wings, wissen Eishockeyfans direkt Bescheid. Der Traditionsverein wurde bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegründet und die Wild Wings waren 1994 Gründungsmitglied der Deutschen Eishockey Liga. Dass sich mit den Lady Wings bereits seit mehr als 30 Jahren auch ein Frauen-Eishockey-Team in Schwenningen behauptet, und dass Frauen-Eishockey seit 1992 sogar olympisch anerkannt ist, ist leider weitaus weniger bekannt. Zu Unrecht finden wir und auch Matthias Haas, Abteilungsleiter des SERC 04 e.V. Lady Wings

 

Herr Haas, die Wild Wings haben zuletzt eine sensationelle Saison gespielt und haben es in den Playoffs bis ins Viertelfinale geschafft. Während die Wild Wings also fast jeder Eishockey-Interessierte kennt, herrscht beim Namen Lady Wings bislang eher ein ratloses Schulterzucken vor. Überrascht Sie das?

Ehrlich gesagt nicht, da Frauen-Eishockey nach wie vor eher ein Mauerblümchen-Dasein fristet. Genau das wollen wir verändern und sind dabei für jede Unterstützung – wie etwa von der Volksbank eG – Die Gestalterbank – äußerst dankbar.

Das freut uns sehr und macht uns auch stolz, aber stellen Sie uns die Lady Wings doch erst einmal vor.

Die offizielle Benennung lautet Schwenninger ERC 04 e.V. Abteilung Lady Wings. Da das aber auf kein Trikot passt, sprechen wir – in Anlehnung an die Wild Wings – einfach von den Lady Wings. Das Frauen­team ist seit über 30 Jahren aktiv und hat im Laufe der Zeit bereits einige sehr erfolgreiche Spieler­innen hervorgebracht. Eine hat es sogar bis zu einer Weltmeisterschaft und zu Olympia geschafft. Ähnlich wie die Wild Wings Future mit ihren einzelnen Nachwuchsteams, die Laufschule, die Fire Wings sowie der Kunstlauf, sind wir eine Abteilung des SERC 04 e.V. Unsere aktuellen Kader kann sich jeder auf der Website (wildwings-future.de/lady-wings) anschauen.

Als langjähriger Eishockeyfan sind Sie aber eher durch Zufall in die Position des Abteilungsleiters reingerutscht. Wie so oft, spielte da auch der eigene Nachwuchs eine Rolle. Erzählen Sie mal.

Ja, das stimmt. Als Fan begleite ich den SERC 04 e.V. bereits seit 1993 und meine Begeisterung für Eishockey hat sich ganz offensichtlich auch auf meine Tochter übertragen. 2020 begann sie, bei den Lady Wings zu trainieren damit ist man als Elternteil fast schon automatisch mit ins Geschehen eingebunden. So führt eins zum anderen und ehe man sich versieht, ist man Abteilungsleiter beim Eishockey-Verein der Tochter. Da ich die Aufgabe aber erst im April 2023 als Ehrenamt übernommen habe, lerne ich tatsächlich noch jeden Tag dazu. Da kommt auch schon einiges zusammen, besonders im organisatorischen Bereich. Ich bin verantwortlich dafür, dass wir bei Heimspielen einen Sanitätsdienst, einen Zeitnehmer, Personal für die Strafbanken und vieles mehr vor Ort haben.

Natürlich kümmere ich mich auch um die Mannschaft, mache mir Gedanken, wie wir uns neu aufstellen können und ganz wichtig: wie man neue Sponsoren gewinnt. Außerdem übernehme ich die Koordination mit dem Bayerischen Verband, in dem wir spielen, da es in Baden-Württemberg nicht genügend Frauenvereine gibt. Glücklicherweise werde ich dabei gut von einigen Spielerinnen und dem Trainer unterstützt.         

 

 

Sie haben es eben direkt angesprochen: Frauen-Eishockey, ja Frauensport im Allgemeinen ist in Deutschland noch nicht sonderlich populär und bekannt. Denken Sie, dass sich daran in naher Zukunft etwas ändert?

Gute Frage, aber vermutlich eher nicht. Je länger ich mich nun um die Belange der Lady Wings kümmere, desto erstaunter bin ich, wie stiefmütterlich der Frauensport in Deutschland nach wie vor behandelt wird. Das merken wir in ganz vielen Belangen. Fehlende Berichterstattung und Zuschauerzahlen sind natürlich am offensichtlichsten. Daraus leitet sich aber direkt die erschwerte Sponsorensuche ab. Gerade bei Sponsoren aus der Industrie gibt es noch einige dicke Bretter zu bohren.

Tatsache ist aber auch, dass Frauen-Eishockey noch nicht wirklich flächendeckend verbreitet ist. Wir haben in Baden-Württemberg nicht genügend Teams, um eine eigene Liga aufzubauen, deswegen spielen die Lady Wings auch in der Bayern-Liga. Dort sind 16 Teams in verschiedenen Gruppen, deren Meister gegen den Nordverband spielt und dann geht es auch schon Richtung Bundesliga. Bis dahin ist es aber ein weiter Weg.

Sponsoren wollen ihr Logo ja gerne auf großen Turnieren sehen. So weit sind die Lady Wings aktuell eher noch nicht, oder?

Leider nein. Von Meisterschaften sprechen wir hier nicht, ganz im Gegenteil. Letztes Jahr mussten wir jede Menge Lehrgeld bezahlen, da konnten wir lediglich einen Sieg einfahren, der uns nachträglich sogar aberkannt wurde, da wir für ein paar Sekunden eine zu junge Spielerin auf dem Eis hatten. Das war schon sehr ärgerlich für uns, aber auch ein Ansporn. Dieses Jahr haben wir zumindest schon zwei Spiele gewonnen und daran wollen wir auf jeden Fall anknüpfen.

In den letzten Jahren hatten wir allgemein eine schwere Zeit, da einige Spielerinnen in die Schweiz abgewandert sind, dort hat Frauen-Eishockey einen höheren Stellenwert. Corona trug ebenfalls seinen Teil zur schlechten Stimmung bei und als wir schließlich wieder das Training aufnehmen konnten, mussten wir weitgehend von vorne anfangen. Dabei ist es mir wichtig, etwas Konstanz und Ruhe ins Team zu bringen. Die letzten Jahre gab es beim Trainer und im Vorstand leider zahlreiche Wechsel, aber wenn man das alles ehrenamtlich macht, liegt das wohl in der Natur der Sache. Das Team, mit dem wir jetzt arbeiten, also die Mannschaft und alle Leute drumherum, sind aber unglaublich motiviert und wollen es wirklich wissen.

Das Gefühl haben wir auch, weswegen wir auch im November 2023 für mehrere Saisons einen Teil des Sponsorings für die Lady Wings übernommen haben. Wir möchten mit euch wachsen, euch beim Vorankommen unterstützen und Frauen-Power fördern.

Das ist großartig und wir sind auch ­ausgesprochen dankbar dafür! Die Gestalterbank ist einer der größeren Sponsoren für uns und euer langfristiges Engagement ist für uns in mehrerer Hinsicht wichtig. Schon allein deswegen, weil wir dadurch nicht ständig neue Trikots mit neuem Aufdruck anfertigen müssen. Zumindest, wenn auch die anderen Sponsoren mitziehen (lacht). Auch das sind Kosten, die man gerne einspart. Schließlich benötigen wir mit den Lady Wings ein niedriges, aber dennoch fünfstelliges Budget im Jahr, um das Training aufrechterhalten, und am Ligabetrieb teilnehmen zu können. Das muss erst einmal zusammengetragen werden und da ist uns die Gestalterbank als Sponsor eine große Hilfe.

Als der Anruf kam, dass man sich gerne mit uns treffen möchte, habe ich direkt eine unserer Spielerinnen mitgenommen. Mir war wichtig, der Gestalterbank gleich zu zeigen, wer wir sind und was wir gemeinsam auf die Beine stellen können. Euer Enthusiasmus hat mich richtiggehend überrascht, das hätte ich gar nicht erwartet, mit welchen tollen Ideen ihr direkt in den Termin gegangen seid, weit über die finanzielle Unterstützung hinaus.

Wir waren ja bereits am Weltspartag vor der Filiale in Villingen und haben dort ein Tor aufgebaut, auf das Kinder mit Puck und Schläger schießen konnten. Als nächstes planen wir ein Event, bei dem die Gestalterbank-Kunden dazu eingeladen sind, mit uns aufs Eis zu gehen und die Lady Wings live in Action zu erleben.

 

Als Genossenschaftsbank war das für uns einfach eine schöne Gelegenheit, das Frauensport-Team eines Vereins aus unserer Region zu fördern. Welche Ziele haben sich die Lady Wings denn gesetzt? Ist die Bundesliga eines davon?

Ich vermute, da wird Ihnen jede Spielerin eine andere Antwort geben. Aktuell würde uns das vor einige Herausforderungen stellen, wovon die finanzielle nicht die Geringste wäre. Selbst Amateur-Sport ist schon teuer. Wollen wir aber bessere, häufigere und längere Trainingszeiten, steigen schon allein die Kosten für die Eishalle sprunghaft an. Da kommt einiges zusammen. Schon in der Bayern-Liga fahren wir eine Menge Kilometer. Wenn es quer durch Deutschland geht, sind das ganz andere Strecken, die wir im Bus zurücklegen müssen. Dieser muss ebenfalls bezahlt werden.

Letztendlich ist es uns aber wichtig, dass die Lady Wings nicht als Hobbymannschaft wahrgenommen werden, sondern als ernstzunehmendes Sport-Team. Egal ob das nun in der Bundesliga oder woanders stattfindet. Diese Wertschätzung ist sowohl für die Spielerinnen als auch für den Trainer wichtig. Das Ziel dieses Jahr ist es, die Mannschaft wieder aufzubauen und Spiele zu gewinnen. Diese Siege wollen wir in der nächsten Saison ausbauen – aber als gewachsenes Team!

Eine Ihrer großen Aufgaben wird es dann sein, Spieler­innen und Trainer durch ein gutes Umfeld davon zu überzeugen, dass die Lady Wings als Team eine große Zukunft haben. Dazu braucht man aber auch immer wieder neue Spielerinnen – kommen die alle aus der eigenen Jugend?

Im Idealfall, ja. Wir machen natürlich ein bisschen Werbung auf Social Media und sind seit diesem Jahr auch auf der Wild Wings Future Seite mit eigenen Bildern drauf. Die Frage ist ja immer: Wann fängt eine junge Frau mit Eishockey an? Da wir so wenig Zeit auf dem Eis zur Verfügung haben, machen Mädels unter 14 Jahren für unser Training keinen Sinn, da sie erst ab 14 – und dann auch nur mit einer Sondergenehmigung – spielberechtigt sind. In Schulen geht der Verein ebenfalls auf Nachwuchssuche, allerdings nicht explizit nach Mädels.

 

Hier macht sich bestimmt auch bezahlt, dass die einzelnen Vorstände eng und gut zusammenarbeiten.

Absolut, anderenfalls würden wir gegen viel zu viele Wände laufen. Zur Vorstandschaft des SERC 04 e.V. habe ich persönlich einen sehr guten Draht und auch mit den anderen Abteilungsleitern verstehe ich mich ausgezeichnet. Gerade mit dem Wild Wings Future haben wir so einige Überschneidungen und arbeiten entsprechend Hand in Hand. Es gibt ja auch so schon mehr als genug zu tun. Etwa, was die Trainingszeiten angeht. Aktuell haben wir gerade mal eine Stunde Eiszeit. Sowohl für Anfänger als auch für Fortgeschrittene. Das macht es uns schwer, ein ausgewogenes Training zu gestalten, da es für die einen meist zu schnell und für die anderen viel zu langsam geht. Mehr Zeit auf dem Eis ist aber mit entsprechenden Kosten verbunden und die werden seit diesem Jahr der Abteilung zum ersten Mal in Rechnung gestellt. Das sind Kosten, die uns recht schmerzhaft treffen. Gemeinsame Trainingszeiten sind auch nicht so einfach. Sehr viele unserer Mädels sind im medizinischen Bereich oder im Polizeidienst. Da ist es schwierig, einen anständigen Trainingsplan zu erstellen, weil die Dienstpläne oftmals erst zwei Wochen vorab feststehen. Umso höher ist der Einsatz zu bewerten den alle bringen, um gemeinsam auf dem Eis ihre Frau zu stehen. Wir sind wirklich sehr stolz auf unsere Lady Wings.