Verein Leben mit Behinderung Ortenau e.V. (LMBO)
Der große Traum vom Jakobsweg
Mit dem Projekt „Wanderreiten mit Handycap“ hat sich Thomas Reininger vom Verein Leben mit Behinderung Ortenau e.V. (LMBO) bei der Gestalterbank beworben. Sein großer Traum ist es, mit ein paar Gleichgesinnten, zumindest Teile des Jakobswegs nach Santiago auf dem Rücken von Therapiepferden zurückzulegen, was mit Multipler Sklerose eine echte Herausforderung ist. Davon will sich der 66-Jährige aber nicht entmutigen lassen.
Um einen solchen Traum in die Tat umzusetzen, braucht es Gleichgesinnte. Diese zu finden, erweist sich zunächst allerdings als gar nicht so einfach, wie Thomas Reininger berichtet: „Ich war damals in einer MS-Gruppe. Das Gejammer mancher Mitglieder der Gruppe konnte ich einfach nicht mehr ertragen. Durch Jammern hat sich noch nie etwas geändert, da muss man schon selbst aktiv werden.“
Aktiv ist das richtige Stichwort, schließlich war Thomas Reininger vor seiner Erkrankung ein passionierter Wanderer, in seiner Jugend sogar ein begeisterter Reiter. Den einen oder anderen Viertausender hat er in seiner besten Zeit bestiegen und die Drei Zinnen, das bekannte Gebirge in den Südtiroler Dolomiten, zählt er zu seinen absoluten Herzensplätzen. Ausgerechnet mit 65 Jahren und mit MS wieder mit dem Reiten anzufangen, ist zwar eine gehörige Herausforderung, aber davon lässt sich ein Mann mit einem Traum nicht abschrecken.
Einer für alle, aber wer kommt mit?
Dieser Tatendrang hat nicht nur den Verein Leben mit Behinderung Ortenau e.V. (LMBO) überzeugt, welcher die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen hat. Seine Begeisterung sprang auch auf die Volksbank eG – Die Gestalterbank über. Als sich Herr Reininger um eine Spende bewarb, stand es außer Frage, dass dieses Projekt unterstützt wird. Schließlich gibt es vor der Erfüllung des Traums noch jede Menge Aufgaben, bei denen die Bank ihm gerne unter die Arme greift.
Eifrige Mitstreiter zu finden ist die eine Sache. Einen reitbaren Untersatz, eine ganz andere. „Das erste Pferd litt an Asthma und konnte kaum belastet werden. Das zweite zeigte sich aggressiv Frauen gegenüber und erst mit Unterstützung einer Reittherapeutin haben wir schließlich das richtige Pferd gefunden,“ berichtet Thomas Reininger. Die Spende der Gestalterbank floss dabei zur Gänze in die Anschaffungskosten für Pferd und passendes Equipment.
Rauf auf’s Pferd, runter vom Pferd
So begann, mit Hilfe der Therapeutin, für ihn und vier weitere Reitbegeisterte mit Handicap das Reit- inklusive Auf- und Abstiegstraining. Dabei stellte sich schnell heraus, dass zur Erfüllung des Traums noch eine elektrische Aufstiegshilfe benötigt wird, die es Menschen mit Beeinträchtigung (zum Beispiel einer Querschnittslähmung) ermöglicht, einfach und sicher in und aus dem Sattel eines Pferdes zu gelangen.
„Der Preis einer solchen Aufstiegshilfe beläuft sich leider auf eine Summe von ca. 20.000 EUR. Da sind wir auf jede Spende angewiesen, die wir bekommen können“, erzählt Thomas Reininger. Doch auch davon lässt sich der Mann nicht entmutigen, schließlich standen die ersten kleinen Wanderausritte bereits für April oder Mai auf dem Plan. Auch der erste öffentliche Auftritt fand im April beim Reitturnier in Nußbach statt.
Wann der Traum in Erfüllung geht, zumindest die letzten 200 km nach Santiago auf dem Rücken eines Pferdes zurückzulegen, steht noch in den Sternen. Immerhin muss für fast jede Person mit Behinderung eine Begleitperson dabei sein, um auf ihre Bedürfnisse eingehen zu können. Sowohl der logistische als auch der finanzielle Aufwand für dieses Projekt sind beträchtliche Herausforderungen, die erst noch organisiert und gestemmt werden müssen. Doch selbst solche Aufgaben halten einen Mann wie Thomas Reininger nicht auf und mit der Unterstützung der Volksbank eG – Die Gestalterbank und hoffentlich vielen anderen Helferinnen und Helfern, wird der Traum schon bald in Erfüllung gehen.
Einmal auf dem Jakobsweg nach Santiago de Compostela
Unter dem Begriff Jakobsweg werden die europäischen Pilgerwege zusammengefasst, die zum Grab des Apostels Jakobus nach Santiago de Compostela in Spanien führen. Für den überzeugten Christen Thomas Reininger, der sich noch mit 54 Jahren zum evangelischen Laienpfarrer (Prädikant) hat ausbilden lassen, ist es das große Ziel, zumindest den Weg von der spanisch-französischen Grenze in den Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela auf dem Rücken eines Pferdes zurückzulegen. Diese Reise soll allen Menschen mit Behinderung möglich sein. Wer also nicht aufs Pferd steigen will oder kann, soll die Möglichkeit bekommen, die Reise in einem Kutschwagen zu begleiten. ■